Sonntag, 29. November 2009

Zum 109. Todestag von OSCAR WILDE (1854 bis 1900)

REQUIESCAT
by

Oscar Wilde

Tread lightly, she is near
Under the snow,
Speak gently, she can hear
The daises grow.

All her bright golden hair
Tarnished with rust
She that was young and fair
Fallen to dust.

Lily-like, white as snow,
She hardly knew
She was a woman, so
Sweetly she grew.

Coffin-board, heavy stone,
Lie on her breast;
I vex my heart alone,
She is at rest.

Peace, peace; she cannot hear
Lyre or sonnet;
All my life's buried here,
Heap earth upon it.




Samstag, 28. November 2009

NEUES: Aus der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands

Wohnt man als Thüringer Katholik nicht gerade im Eichsfeld, hat man es nicht leicht, seinen Glauben zu leben. Die Gemeinden sind klein, die Arbeitspläne der Pfarrer sind übervoll und weit ist der Weg bis zur nächsten Kirche. Das ist das Leben in der Diaspora. Die Folgen des Augsburger Religionsfriedens sind eben noch immer deutlich spürbar - auch im 21. Jahrhundert.

Wie es allerdings scheint, droht den evangelischen Gläubigen bald ein ähnliches Schicksal. Ilse Junkermann, die neue Landesbischöfin, will ihre Kirche ökonomisieren, und sie geht dabei recht radikale Wege. So plant sie, Gottesdienste nur noch ab einer "Mindestzahl von zehn Gläubigen" feiern zu lassen (Thüringer Allgemeine vom 28. November, Seiten 1 und 3). Diese Zahl habe sie der jüdischen Tradition entnommen.
In der jüdischen Tradition ist eine Gemeinde erst dann vollzählig, wenn sie aus zehn Männern besteht. Frauen und Kinder zählen dabei nicht mit. Man nennt das einen Minian. Bestimmte kultische Handlungen verlangen diesen Minian - beispielsweise die Feier der Jahrzeit (der erste Todestag) oder der Bar Mizwa.

Schön und gut, wenn sich Frau Junkermann auf die jüdische Tradition beruft. Aber warum zehn Gläubige? Warum nicht zwölf - entsprechend der Anzahl der Apostel? Letzteres natürlich exlusive des Priesters bzw. der Priesterin.
Oder warum sich nicht auf die "heidnischen Wurzeln" besinnen und neun Gläubige vorziehen. Neun war im Glauben der Kelten und der Germanen die Zahl der guten Gemeinschaft.
Oder warum nicht sieben Gläubige? Wie die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die sieben Hauptsünden oder die Sieben Freuden Mariae?

Frau Junkermann führt weiterhin aus, daß es zwar immer möglich sei, Andachten abzuhalten, jedoch "für einen fröhlichen Gottesdienst in der Gemeinde soll es immer eine Mindestanzahl geben." (TA, 28. 11. 2009, S. 3)
Gottesdienst aber ist weder eine Frage der Anzahl der Anwesenden, noch der Fröhlichkeit. Im Mittelpunkt sollte das Wort Gottes stehen, und vielleicht könnte sich die Evangelische Kirche auch auf das Beispiel des Heiligen Franziskus besinnen, der den Vögeln predigte.

Seltsam nimmt sich aus, wie sich die Evangelische Kirche in dieser Frage von ihren eigenen Wurzeln entfernt. Das Kirchenschisma begann, weil die Anhänger Luthers und vieler anderer Prostestanten vor ihm - wie Calvin oder Zwingli - die Bibel nach ihrem Wort auslegen und ausleben wollten. Sie wollten die Bibel wörtlich nehmen und getreu dem Vorbild Jesu Christi leben.

(Anmerkung: Doch ganz so bibeltreu war auch Luther nicht, der gleich zu Anfang den Jakobusbrief zur "strohenen Epistel" erklärte und die beiden Makabäerbücher aus dem Alten Thestament verbannte.)

Die Bibel, in ihrer wörtlichsten Prägung, nimmt zu der Frage, ab wieviel anwesenden Gemeindegliedern ein Gottesdienst gefeiert werden soll, eindeutig Stellung. Matthäus, 18, 19/20: "Alles, was zwei von euch auf Erden erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Die Heilige Schrift - Einheitsübersetzung)

Ich erinnere mich an meine Jugend, in der ich selbst sehr aktiv in der Evangelischen Kirche tätig war. Der Gottesdienst in unserem Dorf fand im vierzehntägigen Intervall statt, und zehn Gläubige waren, so weit ich mich erinnere, niemals anwesend - außer zu Weihnachten, zur Kirmes und zu Ostern.
Einmal geschah es, daß ich als einziges Kind zur Christenlehre erschien. Die Diakonin wollte mich wieder nach Hause schicken und die Stunde ausfallen lassen. Aber mit obigem Bibelzitat konnte ich sie dazu überreden, die Stunde doch abzuhalten. Und was soll ich sagen: Von all den Christenlehrestunden meiner Jugend ist das die eine, an die ich mich am lebhaftesten erinnere. Vielleicht auch deshalb, weil wir nicht nur zu zweit waren.

Es ist Frau Junkermann zu Ohren gekommen, daß ihr Vorschlag zu einem "mittleren Erdbeben" (sic) in den Gemeinden geführt hat.
Aber was auch geschieht: Gerade in Zeiten wie diesen muß sich die Evangelische Kirche auf ihre Wurzeln besinnen, wenn sie sich nicht verlieren will in der ethischen und religiösen Beliebigkeit der Gegenwart.
Wenn man sich darüber beklagt, daß den Gemeinden die Gläubigen davonlaufen, ist es der falsche Weg, deshalb die gottesdientliche Gemeinschaft beschränken zu wollen und immer weniger Pastoren immer mehr Gemeinden anzutragen. Es ist auch der falsche Weg, die kirchlichen Ansprechstellen zu zentralisieren.
Richtig wäre es, gerade jetzt Gesicht zu zeigen und präsent zu sein, teil zu haben am gemeinschaftlichen Leben der Menschen. Kirche muß immer ein Ort der Zuflucht sein, und sie muß da sein, wo die Menschen sind - egal, wie viele.

"Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Thätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt." So schrieben Marx und Engel schon anno 1848 im "Manifest der Kommunistischen Partei.

Vielleicht ist es ja nicht so, daß die Gläubigen den Gemeinden davonlaufen, sondern daß es vielmehr die kirchliche Obrigkeitist, die sich von den Gläubigen entfernt.

Literatur:
"Einander Mitmenschen sein - Im TA-Redaktionsgespräch: Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche", Thüringer Allgemeine vom 28. November 2009, Seite 3
"Die Heilige Schrift - Einheitsübersetzung" (1981), Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH Stuttgart

Freitag, 27. November 2009

AUSRUF IM REGEN


Ich bin der Regenbogen,
durch mich fällt das Licht.


Ich bin die Brücke,
die alles verbindet,
was diesseits
und jenseits
dieser Nacht
auf uns wartet.

Montag, 23. November 2009

WEIL ICH EIN SCHATTEN BIN

Wei ich ein Schatten bin,
beinahe ein Flüstern,
und die Wellen rühren sich kaum,
wenn ich darüberschreite.

Weil ich das Dämmern bin,
vom Tage zag berührt
und versunken in der Nacht.

Kein Vogel fällt vom Himmel,
wenn ich schreie.

Montag, 16. November 2009

REGENLIED

Im Regen
schlafen
die Krähen auf den Feldern.
Sie sitzen und warten
und zählen die Wolken,
die über ihnen
wandern.

Sie fliehen nicht
vor dem Sturm
und
schweigen.

So still -
und der Abend kommt,
und der Regen,
Regen,
Regen, der lautlos

niedergeht.

Mittwoch, 11. November 2009

DER SEELE PFLASTERSTEINE


Weit und weiter mit der Nacht
über den Asphalt der Seele gehen.
Laut ins Dunkel die Schritte hallen lassen
und nicht fragen, wohin.

Und unterwegs
den Staub der Jahre sammeln
in Krügen aus Ton,
die leichthin zerschellen.

Und niemals ankomme,
weil nach jeder Biegung
neue Klüfte
sich dem Blick erschließen.

Und am Ende fallen
ganz tief hinein
in das Licht und die Ewigkeit.

Weit und weiter unter den Füßen
die Pflastersteine der Seele,
die Hoffnung, die verloren geglaubte,
immer bei sich tragend,
und nicht fragen, warum.



Literatur:
Ilka Lohmann
"Der Seele Pflastersteine"
UND-Verlag Stadtroda, 2006

Dienstag, 10. November 2009

DIE WORTE DES GLAUBENS (von Friedrich Schiller)

Friedrich Schiller (1759 bis 1805) zum 250. Geburtstag




Drei Worte nenn' ich euch, inhaltschwer,
Sie gehen von Munde zu Munde,
Doch stammen sie nicht von außen her;
Das Herz nur gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist aller Werth geraubt,
Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren,
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Mißbrauch rasender Thoren!
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt' er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben,
Und was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüth.

Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke,
Und ob Alles in ewigem Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.

Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer,
Sie pflanzet von Munde zu Munde,
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Innres gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Werth geraubt,
So lang er noch an die drei Worte glaubt.

Montag, 9. November 2009

ABSCHIED (Joseph Freiherr v. Eichendorff)

Blick auf die Dornburger Schlösser

O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt.
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!

Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!

Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Wards unaussprechlich klar.

Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.

Anmerkung:
Ich bin heute von diesem Gedicht sehr berührt worden, und aus diesem Grund wollte ich es meinen eigenen Texten zugesellen.

Sonntag, 8. November 2009

UFER UND FLUSS


Die Saale bei Dornburg

Das Ufer fragte den Fluß: "Überall, wohin ich gehe, gehst auch du hin. Folge ich dir, oder folgst du mir?"
Da erwiderte der Fluß: "Ich folge dir nicht, und ebensowenig folgst du mir. Wir beide haben nur den gleichen Weg."

Samstag, 7. November 2009

Mein Lieblingsbaum


Er ist noch nicht alt. Wenige Sommer und Winter sind durch seine Äste gegangen. Sie hatten ihn vor dem Feld gepflanzt, nachdem die Pappeln gefallen waren. Er ist noch zu jung, um Schatten zu spenden, und auch die Vögel bauen sich noch keine Nester in seinen zarten Zweigen.
Aber die Katzen lieben ihn. Die Kleinen können schon fast seinen Stamm umfassen, und sie klettern an ihm empor, um zu sehen, wer der Schnellste von ihnen ist, und ihm Herbst spielen sie in dem goldenen Laub, das zu seinen Füßen liegt.

Eine junge Buche. Ich sehe sie vor meinem Fenster, wenn ich am Schreibtisch sitze und denke. Dann lehne ich mich nach vorn und beobachte den Wind, der an den Blättern reißt, bis sie fallen.
Ich sehe ihn Jahr um Jahr, sehe, wie er wächst, wie er lebt und atmet.
Irgendwann werden auch die Vögel zu ihn finden.
Er kann groß werden und mächtig, wenn wir ihn lassen.