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Dienstag, 19. Mai 2015

DIE LEGENDE VOM KNURRHAHN UND DEM WANDERER

ein co-operativ entstandenes Poem von Ilka Lohmann und Ireen Illmer
[geschrieben zu Apolda, am 18. Mai 2015, im Jahre des Herrn 2015]

Der Knurrhan sitzt im Unterholz -
sein Auge rot, sein Herz voll Stolz.
Er lauert auf den Wandersmann,
damit er den verspeisen kann.

Der Wandersmann, voll Freud und Lust,
zieht durch den Wald mit froher Brust.
Er singt ein Liedlein vor sich her,
sein Herz ist leicht, sein Sinn ist leer.

Der Knurrhahn sieht den Wand'rer nah'n,
und schmelzend tropft sein Kuchenzahn.
Vor Gier sind die Pupillen weit.
Der Knurrhan lugt - zum Sprung bereit.

Der Wand'rer schreitet froh voran.
Da! springt der Knurrhahn aus dem Tann
und beißt den Wand'rer in sein Bein,
und dieser fängt laut an zu schrei'n.

Dem Sturzbach gleich, in breiter Flut,
quillt auf den Weg des Wand'rers Blut.
Sein Schrei verstummt, sein Lied vergellt...
Der Wand'rer scheidet aus der Welt.

Der Knurrhahn zehrt noch sieben Wochen
von des Wand'rers morschen Knochen.

Freitag, 23. November 2012

PROFESSOR FÜNDERICH

Anmerkung:
Hin und wieder suche ich meine Festplatte durch, und dann stoße ich gelegentlich auf einen Text wie diesen hier.
Ich denke, er entstand irgendwann im Jahre 2010. Es ging, meine ich mich zu erinnern, dabei nur darum, etwas zu schreiben, das mich aufheiterte.
Ja, der Text legt Zeugnis ab von einem doch recht fragwürdigen Humor.



Der Herr Professor Füderich,
der war ein arger Wüterich.
Der steckte Fräulein Heidelgund
ein Stück Plutonium in den Mund.
Und seinen Bruder Adular,
den fraß er auf mit Haut und Haar.
Und seine Katze Isabelle
würgt’ er auf seines Hauses Schwelle.
Hund Bertram hat auch nichts zu lachen,
der muß täglich den Affen machen.
Auch Oberförster Hansemann
hat er ein schweres Leid getan,
als er ihn wohl im Mittagsschlaf
mit einem Stein am Schädel traf.
Dem Bürgermeister Brümmelschwein,
dem fraß er an das rechte Bein,
und Oberschwester Lilofee
fehlt seinetwegen auch ein Zeh.
Nur seine Schwester blieb verschont,
weil sie seit Jahr’n im Westen wohnt.

Samstag, 24. Dezember 2011

WEIHNACHTSGRUSS 2011




Und eine Zeit wird kommen,
in der wir selbst
zu leuchten beginnen.

Unsere Lieder,
unsere Tränen
werden Sterne sein.

Groß werden wir singen
Über der Asche
Dem Eis
Und dem Dunkel

Und Blumen wachsen lassen,
wo unser Blut
die Erde berührt.




Mittwoch, 22. Juni 2011

DU BIST EIN SOMMERBILD

Deine Augen sind Seen,
umkränz
von dunklem Schilf.

Deine Lippen
sind der Hügel,
wo wilde Rosen wachsen.

Dein Haar
ein reifes Feld,
darin der Mohn
blüht und Früchte trägt.

Du bist ein Sommerbild.

Wär ich der Wind,
der über das Wasser streicht,
die Blätter vom roten Mohn
abreißt, davonträgt
und über dem Hügel,
den Hügel, den wilden Rosen
innehält
und sich niederläßt....

Samstag, 12. März 2011

DER MALVEN WILL ICH GEDENKEN


Der Malven will ich gedenken,
die du bei dir trugst
wie ein Kind
und zu mir herüberwarfst,
als die Nacht ihre Wölfe durchs Land trieb.

Du hast keinen Namen ---
so,
wie die Sterne,
die ewigen Sterne.
So bist du,
so fällst du
und steigst
mit den Vögeln der Sehnsucht
über die sterbenden Wälder.

Asche hab ich,
sie dir
entgegen zu tragen.
Warum nur,
Geliebter,
wendest du deine Blicke?

Montag, 7. März 2011

RAVELS LETZTE JAHRE

Der Komponist Maurice Ravel
(1975 - 1937)


Das Gefängnis,
das ihn hielt,
trug seinen Namen.
Daraus drang kein Laut
ins Freue,
kein Wort
und keine Melodie;
doch drinnen
wollte er überfließen und
litt,
weil die Dämme
nicht brachen.
Jeden Tag
erwartete er den Tod,
doch der kam nicht.
Er wollte nur wieder
frei sein
und fortschwimmen.
Und einer kam,
der öffnete ein Fenster
in seiner Stirn.
Da konnte sein Geist
endlich
davonfliegen.


Anmerkung:
Als Folge einer Gehirnerkrankung fiel Maurice Ravel (1875 - 1937) im Alter in einen geistigen Zustand, den man mit Aphasie und Apraxie bezeichnet. Er war bei vollem Bewußtsein, war aber nicht mehr dazu in der Lage, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten, konnte weder sprechen noch schreiben noch komponieren.
Im Dezember 1937 kam der Komponist in die Klinik des Neurochirurgen Clovis Vincent, der bei ihm eine Gehirnoperation durchführte. Ravel fiel ins Koma und erwachte nicht mehr aus der Narkose.
Er starb wenige Tage später.

Hinweis:
Das ist ein ältere Text. Er wurde laut meiner Aufzeichnungen verfaßt am 19. August 2002

Samstag, 5. März 2011

HINAUS AUS DER NACHT



Sandige Wege.
In der Mitte eine Spur aus Gras.

und immer
steht die Sonne im Süden.
Die Sommersonne,
die Hoffnungssonne,
und Träume vom endlosen,
schwindenden Glück.

Schwalben unterm Himmel.
Bachstelzen am Fluß.

Und immer ein Wind,
der leis
in den Kirschbäumen weht.

Eine Hand,
schwer von der Zeit,
die nach meiner greift
und mich führt ---

hinaus aus der Nacht.

Donnerstag, 24. Februar 2011

SEI NACHT FÜR MICH

Sei Nacht für mich,

sei mir das Große,

sei mir das große Namenlose,

sei es, und zerreiß mein Ich.

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich!

In allen Herzen

zünde an die schwarzen Kerzen,

und dann - tief im Schweigen - sprich!

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich

bis an das Ende.

Hinter jeder Sonnenwende

schläft ein Frühling fürchterlich.

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich,

sei mir für immer,

sei mein letzter Lebensschimmer!

Sei mir, was du bist für dich.

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich!

Sei mir das Schweigen,

hinter dem sich Sterne zeigen;

und der Mond verdunkelt sich.

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich,

sei mir das Schöne

im Gewimmel aller Töne.

Singe mir, ich bitte dich!

Sei Nacht für mich!


Sei Nacht für mich,

sei mir das große

unsagbare Namenlose.

Sei mir, was du bist für dich.

Sei Nacht für mich.


Mittwoch, 29. Dezember 2010

WINTERTAG IN ZECHLIN

 


Schritte
von weit.

Im Schnee
die Spuren
der Tiere des Waldes.
(Ein Hase vielleicht,
ein Reh,
das sich verlief.)

Zwei Bussarde
fliegen vorüber.

Drei Schwäne,
die nordwärt ziehn.

So atmen zu können,
daß,
wäre er gläsern,
der Himmel darunter beschlüge.

Posted by Picasa

Samstag, 8. Mai 2010

BOTSCHAFT

Hoch steigen die Greife
über die Wälder
aus singenden Fichten.

Was will uns
der Himmel sagen,
wenn er sich
verdunkelt?



.

Montag, 3. Mai 2010

WO ALLE FLÜSSE ENDEN

Wo alle Flüsse enden,
enden auch wir.

Wir verströmen uns
alle
ins Grenzenlose
und atmen laut
und lachen
und leben -
mein Herz! -
und leben.




.

Samstag, 6. Februar 2010

MIT EINEM LÄCHELN AM ENDE

Die fernen Lieder der Nacht
rühren nicht
an meine Träume.

Stille wird in mir sein -
unter dem sinkenden Mond
und den fallenden Sternen.

Oh, Dunkelheit,
warum nur
bust du Labsal
meiner geschundenen Seele?
Sollte ich Sonnenkind
nicht offenen Auges und Herzens
dem Lichte
entgegen eilen?

Aber Schatten bin ich
unter Schatten.
Überall suche und finde ich
Tiefe.

Dem Licht
ist mein Leben entsprungen.
Was macht es da schon,
wenn
anderswohin
mein Weg
mich leitet?

Mittwoch, 20. Januar 2010

DANN WIE EIN STEIN

Langsam
verklingt
in mir
die
Nacht.

Noch einmal
ahne ich,
daß Tau
auf mich
niederfällt.

Ich singe,
und Nebel
steigt auf
über dem Fluß.

Ich erhebe mich
mit dem Lied
der letzten
lachenden Lerche.

Dann,
wie ein Stein
über den
weiten
Steppen aus Schnee,
stürze
ich nieder
und
zerschelle.

Mittwoch, 6. Januar 2010

WIR

Wir brannten,
wo andere schliefen;

und wo andere sangen,
gruben wir
tief in die Erde.

Doch wir fanden
weder Wasser,
noch Gold.

Seht ihr,
nun wandern wir wieder
und suchen
die Nacht,
um zu schlafen.

Samstag, 2. Januar 2010

ZUM NEUEN JAHR

Ich wünsche allen meinen Freunden und Lesern viel Glück, Erfolg, Liebe, Gesundheit, Zufriedenheit und Wohlergehen für das Neue Jahr 2010.

Erlaubt es mir, meine Grüße mit den Worten der Großen Hilde Domin abzuschließen!

Semper Fidelis,
Ilka Lohmann

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BITTE
von
Hilde Domin

Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen
wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut

Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten
taugt nicht

Es taugt die Bitte
daß bei Sonnenaufgang die taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
Daß die Frucht so bunt wie die Blüte sei
daß noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden

Und daß wir aus der Flut
daß wir aus der Löwengrube
und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.

Quelle: Hilde Domin (2009) Sämtliche Gedichte (Herausgegeben vonNikola Herweg und Melanie Reinhold, mit einem Nachwort von Ruth Klüger) S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Samstag, 24. Oktober 2009

JENSEITS DES FLUSSES

Ich sehe
Nebel und Feuer
jenseits des Flusses.

Ich höre sie rufen
und ihre Lieder.

Sie tanzen so frei
unter Eschen und Weiden.

Sie haben
keine Blicke
für meinen
sterblichen Leib.

Ich gehe nicht
zu ihnen hinüber
Mit Asche tilge ich
meine Spuren
von den Wegen,

und ich hoffe
im Stillen,
daß auch sie
meiner
vergessen werden.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

DREI HAIKUS über den Herbst

Der Rabe breitet
weit seine Schwingen aus und
gleitet über das Feld.

Schritte übers Gras.
Es knistert unter den Füßen
der silberne Rauhreif.

Über den Gärten
steigt schon der weiße Rauch auf.
Der Sommer verbrennt.

Montag, 19. Oktober 2009

HELDENLIED

Erst nach dem Sieg
oder der
Unüberwindlichkeit
der Niederlage
endet
das Heldenlied.

Samstag, 5. September 2009

Tage und Stunden

Wo sind all die Stunden, da wir sangen,
und die Freude lachend uns umspann,
als der Tag wie süßer Wein zerrann,
bis zur Mitternacht die Lieder klangen?

Wo sind all die Tage, da wir klagten,
endlos unsre Tränen niederflossen,
wir der Wehmut bitt'ren Kelch genossen
und allein selbst nicht zu flüstern wagten?

Wenn auch bitt're, dunkle Stunden fallen -
tiefes Wissen regt sich in uns allen:
Nicht von Dauer ist, was uns erfreut.

Nicht von Dauer ist, was tief uns quält,
Schmerz und Lust, sie sind der Zeit vermählt
und vergehen, wenn sich Tag erneut

Gebet

Herr,
gib deinen Kindern stärkere Herzen,
wenn sie frieren,
und nur die Nacht ihre Namen kennt!

Gib ihnen
Hände, die zart sind,
und einen Blick,
offen wie der Himmel!

Gib ihnen Tränen aus Salz
und eine Hoffnung,
wenn es Abend wird,
und einen Steinen,
daran sie sich ketten können!

Gib deinen Kindern
stärkere Herzen!
Gib ihnen
Herzen aus Wasser,
denn sie höhlen
steinerne Seelen.