Montag, 23. Februar 2009

ANDERE WEGE



Ich ahne es,
ich weiß es:
Wir im Sonnenlicht
gehen
andere Wege.

Wir spüren
kalt
die Vorboten
unseres Glücks.

Wir sind Gestein,
das Flüsse
weiter tragen.

Wir zerreiben uns
aneinander,
bis nichts als
der Sand in den Dünen
von unserem Leiden
übrig bleibt.

Freitag, 20. Februar 2009

Frühblüher

Die Nächte in Mittelthüringen sind kalt. Die Straßen sind glatt, immer wieder fällt Schnee.
Gut, Schnee ist selten geworden.
Aber ich für meinen Teil habe genug Winter für die nächsten zwölf Monate gehabt. Ich bin reif für den Frühling.
Ich will wieder warme Tage haben. Die Luft soll nach Blüten duften. Das Leben soll wieder sprießen. So ein blühender Baum ist doch der größte Trost, den man sich wünschen kann.

Wenn der Winter so anhält, spüre ich einen Nachhall des Verlangens, daß unsere Vorfahren dazu trieb, den Frühling herbei zu sehnen, herbei zu wünschen.
Doch das erste Zeichen für die Endlichkeit des Winters habe ich heute im Garten gefunden - erste wachsende Schneeglöckchensprossen.

Freitag, 13. Februar 2009

Freitag der Dreizehnte

Haben Sie heute schon Pech gehabt?
Wenn nicht, dann achten Sie mal darauf. Es ist so leicht, sich an einem Stück Papier zu schneiden. Noch leichter ist es, auf der Treppe zu stolpern oder den Kaffee über die neue Bluse zu schütten.
Die Sonne scheint, aber das wird nicht lange anhalten.
Sie haben einen dringenden Anruf zu machen, aber der Akku des Mobiltelefons gibt den Geist auf. Gerade im rechten Augenblick.
So ein Unheil aber auch.
Und alles nur, weil Freitag der Dreizehnte ist?

Das Unheil, das uns wiederfährt, hält sich aber leider nicht an Daten.
Nur wir sind es, die es vielleicht an bestimmten Tagen die kleinen Mißgeschickte, die uns widerfahren, anders interpretieren.

Also, denken Sie dran, wenn Sie sich heute am Papier schneiden, den Kaffee verschütten oder auf der Treppe stolpern. Das Unglück verfolgt Sie nicht.
Gehen Sie mit einem Lächeln darüber hinweg. Und genießen Sie den Tag.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Die Krähen

Früher gab es mehr Krähen. Ich erinnere mich an Tage, in denen Krähenschwärme in nahezu endloser Zahl über den Himmel zogen und ihn verdunkelten. Als Kind fürchtete ich mich vor ihnen. Ich hatte Geschichten gehört von Krähen, die Menschen, vor allem kleine Kinder, bei lebendigem Leibe zerstückelt hatten.

Heute weiß ich, daß diese Geschichten unsinnig waren. Krähen tun keinem Menschen etwas zu leide, auch wenn uns Hitchcock etwas anderes erzählt. Aber "Die Vögel" sind doch nur ein Film. Das ist keine Wirklichkeit.

Wenn Krähen uns Geschichten erzählen würden, berichteten sie von Männern mit langen Stöcken, aus deren Enden Feuer empor schießt. Kugeln, die viele ihrer Artgenossen das Leben kosten und die ihre Zahl auf unserem Planten so reduziert haben, daß nun nur noch ein kümmerlicher Schwarm von kaum fünfzig Vögeln über unserem Feld seine Runden zieht.
Der Unterschied zwischen den Geschichten der Vögel über die Menschen und den Geschichten der Menschen über diese Vögel wäre der: Die Geschichten der Krähen wären wahr.

Vielleicht erzählen sie so einander vom Tod ihrer Gefährten, wenn sie auf den Bäumen sind und krächzen.
Krähen sind klug. Wissenschaftler haben herausgefunden, daß Krähen, wie Raben und Elstern und andere Rabenvögel, über Ich-Bewußtsein verfügen. Sie haben also ein Empfinden dafür, wer sie sind. Sie wissen um sich selbst, um ihr Leben, ihre Endlichkeit und ihren Tod.
Mehrfach grausam also ist der Tod, der ihnen angetan wird.

Aber die Menschen sehen in den Krähen ihre Feinde. Sie meinen, ein Recht zu haben, sie zu töten. Sie hängen noch den alten Ammenmärchen nach, sehen vielleicht in Krähen die Vorboten des Unheils. Der Bauer sieht seine Saat bedroht und erschießt die Krähen.

So viele Vögel, die sterben müssen, weil sie dem Menschen im Wege sind.
Und der Mensch meint, er sei wichtiger als diese Vögel. Deshalb darf er sie nach Belieben töten.

Als Kind hatte ich Angst vor den Krähenschwärmen. Heute bin ich kein Kind mehr und sehne mich nach ihnen zurück: Nach diesen wundervollen, rätselhaften, sagenumwobenen Vögeln. Und ich wünschte, sie würden noch einmal, so wie früher, den Himmel über den Städten mit ihrem Gefieder verfinstern.

Montag, 9. Februar 2009

Herbizidgelb – Winter noch mal




Die Krähen sind unruhig geworden auf dem kleinen Feld vor unsrem Haus. Aufgeregt fliegen sie hin und her und schreien unablässig. Schwarze Flecken sind sie auf dem herbizidgelben Stoppelacker.

Herbizidgelb.
Der Bauer hat diese Pflanzengift gesprüht, das alle zweikeimblättrigen Gewächse vernichtet. Angeblich ist das Zeug harmlos und kann weder dem Erdreich, noch dem Grundwasser etwas anhaben. Und der Bauer spart sich das Pflügen.

Herbizidgelb.
Malerisch nimmt es sich von weitem aus – dieser rostige Gelbton mit einem Stich ins Ockerfarbene. Eine willkommene Abwechslung im winterlichen Einheitsgrau.
Doch die Ästhetik der Erscheinung zerbricht an der Wirklichkeit.

Der Lauf der Welt.
In einigen Jahren wird man herausfinden, daß das Herbizid doch harmvoll ist und großen Schaden an der Vegetation und der Fauna angerichtet und nicht zuletzt auch den Menschen geschadet hat.
Dann, nehme ich an, werden die Verantwortlichen sofort reagieren und dafür sorgen, daß das Mittel verboten wird – 20 Jahre später.

Sonntag, 8. Februar 2009

Warum ich keine Slammerin bin

Poetry Slam ist in. Veranstaltungen, die unter diesem Etikett laufen, ziehen Publikum in Schaden an. Auf diesen Events tragen Menschen zwischen zwölf und zweiundachtzig ihre Texte vor, die lyrischer, satirischer oder komödiantischer Natur sind und einen Zeitrahmen von fünf Minuten füllen müssen. Am Ende darf dann noch das hochgelobte Publikum abstimmen, wer der Beste war, und so kann einer als Gewinner nach Hause gehen. Die anderen haben verloren, dürfen sich aber darüber freuen, dabei gewesen zu sein.
Die Fan-Gemeinde des Poetry Slam ist riesengroß, und ebenso von scheinbarer Heterogenität wie die der Slammer selbst. Scheinbar ist diese Vielfalt deshalb, weil man doch eine gewisse Uniformität in Publikum und Vortragenden nicht leugnen kann. Ist dies also wirklich „Vielfalt, was da geboten wird?
Aus dem Titel, den ich diesem Text vorangestellt habe, geht schon hervor, daß diese Sache „Not my Cup of Tea“ ist
Nein, ich bin keine Slammerin, und ich werde auch nie eine werden. Gott weiß, ich habe es versucht. Ich bin gescheitert. Aber was uns nicht umbringt, macht uns stärker, wußte schon Nietzsche. So bin ich gescheitert an der Unvereinbarkeit meiner eigenen Ideale mit den Idealen des Poetry Slam. Und das ist eine Erkenntnis, die mir Kraft gibt.

Ja, mag man jetzt tönen, sie mag keinen Poetry Slam, weil sie nicht zeitgemäß und aufgeschlossen ist. Zu konservativ ist sie. Verhalten am Althergebrachten, an den klassischen Formen der Dichtung, die sich längst überholt haben.
Den Vorwurf nehme ich gern an. Ich widerspreche ihm auch nicht – bis zu dem Teil, der die klassischen poetischen Formen als überholt betrachtet.
Sollte es nicht in unserer Zeit möglich sein, wirkliche Vielfalt auf im Bewahren des Bewährten gelten zu lassen.
Die Kathedrale von Chartre reißt man ja auch nicht ab, nur weil die Gotik heutzutage passè ist. Und die Pyramiden von Gizeh läßt man auch stehen.
Aber ich schweife ab.

Ich bin der Überzeugung, daß jeder seines Glückes Schmied ist – in der Hinsicht, daß jeder schon weiß, was ihn glücklich macht, was ihm gefällt und erfreut und aus eben diesen Gründen danach strebt. Das soll jeder auch tun. Wer von einem Poetry Slam glücklich wird, ob als Rezipient oder als Vortragender, der dieses Glück genießen und froh darüber sein, etwas zu haben, das ihm Freude bereitet.
Aber was für ein Bild gäbe das Verbot ab, dieses Phänomen kritisch zu betrachten oder gar zu hinterfragen?

Bei einem Poetry Slam wird das, was man sehr weitläufig als Lyrik bezeichnen kann, zum Ereignis. Manche Slammer haben eine richtige Fan-Gemeine, die jeden Auftritt ihres Idols bejubelt. Man grölt, man lacht, man klatscht. Man will unterhalten werden.
Und am Ende wird der Beste zum Sieger gekürt.

Meiner Ansicht nach liegt schon im Namen der Sache der Hase im Argen, und damit meine ich nicht, daß der Ausdruck ein Anglizismus ist. Aber zusammengesetzte Substantive sind wie Brüche in der Mathematik: Es gibt einen Zähler und einen Nenner, und der Nenner sagt, wo es lang geht.
Ein Schaukelstuhl ist in erster Linie ein Stuhl. Eine Standuhr ist in erster Linie eine Uhr. Ein Himmelbett ist in erster Linie ein Bett. Und ein Poetry Slam ist in erster Linie – ein Slam, also ein Schlagabtausch oder Wettkampf.
Die Poesie wird zwar an erster Stelle genannt, doch sie gibt lediglich die Art und Weise des Schlagabtausches vor. Und so finden sich dann auch die zusammen, die in erster Linie gewinnen wollen; und die dargebotenen Texte – inklusive Vortrag – ordnen sich der Maxime unter, besser zu sein als die anderen. Und besser ist das, was der Mehrheit des Publikums gefallen. Letztlich ist es also ein Buhlen um die Gunst des Publikums.
Halten wir fest: Bei einem Poetry Slam geht es nicht um Poesie. Es geht um den Wettstreit und um den Schlagabtausch.

In zweiter Hinsicht geht es darum, diesen Wettstreit so unterhaltsam wie möglich zu betreiben. Unterhaltung ist nichts verwerfliches. Noch weniger verwerflich ist unterhaltsam dargebotene Kunst. Die Frage ist nur, ob die Unterhaltsamkeit Zweck oder Mittel ist.
Unterhaltung hat in der Kunst vor allem dann einen hohen Stellenwert, wenn sie gewissermaßen als Bei-Produkt des künstlerischen Erlebens entsteht.
Kunstwerke, die aber a priori auf Unterhaltsamkeit abzielen, die also dem Diktat und dem Zwang zur Unterhaltsamkeit unterworden sind, können nicht anders als mittelwertig sein, denn Extrema – zum Guten wie zum Schlechten – haben keinen Unterhaltungswert.

Für mich persönlich ist Unterhaltsamkeit keine Kategorie, die für Lyrik relevant wäre. Von einem Gedicht will ich nicht unterhalten werden. Was ich mir von einem Gedicht ersehne, ist dieser Augenblick der Wahrhaftigkeit, der uns überfällt, wie ein Ungewitter, und der uns, wenn er vorübergezogen ist, weiser und stiller zurücklässt.
Für mich ist ein Gedicht ein Moment des Innehaltens, der innerlichen Einkehr, der Versenkung. Es ist geronnene Zeit in Schmerz oder Glück, ein Lächeln der Ewigkeit. Stille Betrachtung, Nachdenklichkeit, Meditation, Erkenntnis und ein Abglanz der Erleuchtung.
Freilich ist dies das Besondere. Nicht jedes Gedicht, und stammte es auch aus den Federn der Großen, erfüllt diese Ansprüche, doch selbst „die Geringsten unter ihnen“ tragen zumindest das Versprechen in sich auf einen Abklang des großen Liedes: „Du bist größer, als du meinst, und die Welt ist mehr, als du dir denken kannst.“

Beim Slam wird das Gedicht oder, besser gesagt, der Text reduziert auf das Ereignis, den Vortrag, die fünf Minuten Unterhaltung, und um die Zeitvorgabe zu erfüllen, müssen Texte oftmals in die Länge gezogen werden. Die geheimnisvolle Verdichtung, die Rätsel aufgibt, und die ein Wesensmerkmal der Lyrik ist, geht so verloren. Die Performance wird zur Hauptsache, der Text bleibt Bei-Produkt.
Auch die Verfasser der Texte werden zu Performern, Darstellern und Unterhaltern.
Der Dichter, der aus seinem Text heraus lebt und schreibt und arbeitet, hat hier nur dann die Chance zu bestehen, wenn er es schafft, sich den Regeln und Notwendigkeiten des Slam unterzuordnen.
Mit einem Sonett darf man freilich nicht ankommen, denn mit vierzehn Zeilen füllt man keine fünf Minuten.

Ich nun, um den Kreis zu schließen, bin keine Slammerin und werde es auch nicht werden, denn ordnete ich mich den Gesetzmäßigkeiten des Poetry Slam unter, ich müßte das aufgeben, was Poesie mir bedeutet.
Auch für mich gehören Lesungen und Lesekonzerte zum Alltag. Ohne das geht es nun einmal nicht, doch liegt mir immer daran, das Wort – nicht die Performance – in den Vordergrund zu stellen.
Das Wort, das ist auch das geschriebene Wort. Ein Text muß auch dann bestehen, wenn er auf das nackte geschriebene Wort zurückgeführt ist.
Man soll mich nicht falsch verstehen. Viele Texte, die auf Slams dargeboten werden, sind von großer Qualität. Sie wären es auch dann, wenn sie nicht mit Geschick und Übung vorgetragen werden würden, doch dann – und das ist vielleicht das Bedauerliche, würde keiner davon Notiz nehmen.
Auch wenn viele Menschen zu diesen Veranstaltungen kommen, nur wenige von ihnen nehmen sich wirklich die Zeit und die Muse, um ein Gedicht auch zu lesen und intensiv zu erfahren.

Schnell-lebig ist unsere Zeit geworden. Und der Poetry Slam fügt sich gut ein in dieses Lebensgefühl. Die urbanen Intelligenzler haben ihren Zeitvertreib, und die Vortragenden haben ihren Spaß. Doch ein Wettstreit bleibt ein Wettstreit, und der Sieger steht am Ende immer anders da als der Verlierer. Aber auch der Wettstreit ist eben auch unserer Gesellschaft angemessen, und um so besser, wenn er alle Bereiche des Lebens durchdringt.
Aber sollte es Aufgabe des Künstlers sein, sich in die Gesellschaft einzufügen, vor allem dann, wenn diese wie die unsrige an allen Enden zerbricht?

Nein, ich bin keine Slammerin.
Ich werde auch keine.
Ich bewahre mir einfach die Hoffnung, daß in unserer zerbrechenden Welt immer noch ein Gedicht zurückblieben kann, an dem man sich festhalten darf, und es nur Hilde Domins berühmte „Rose als Stütze“.

Samstag, 7. Februar 2009

SPONSORENAKTIVITÄTEN FÜR DAS GYMNASIUM BERGSCHULE APOLDA

Das Gymnasium Bergschule Apolda kommt in den Genuß zahlreicher Spenden von Unternehmern aus der freien Wirtschaft.

Seit einiger Zeit strebt der Förderverein Gymnasium Bergschule Apolda e.V. eine Zusammenarbeit mit Vertretern der freien Wirtschaft an. Maßgeblich in Bewegung gesetzt wurde dies durch die Kooperation mit einem Software-Unternehmen aus Leipzig, das von einem ehemaligen Schüler des Gymnasiums Bergschule Apolda betrieben und geleitet wird.
Die ersten Erfolge dieser Gemeinschaftsarbeit sind bereits eingetreten und können sich sehen lassen. Ein von dem Leipziger Software-Unternehmen entwickeltes Marketing-Tool, das es klein- und mittelständischen Unternehmern ermöglicht, sich auf einfache und kostengünstige Weise im Internet zu vermarkten, kann über eine Spende an den Förderverein Bergschule Apolda e.V. erworben werden. Auf diese Weise kommen den Schülern der Bergschule diese Spenden in finanzieller Hinsicht zu gute.

Nicht nur Spendengelder sind zur Förderung des Gymnasiums Bergschule angedacht, auch Sachspenden in Form von Fachliteratur, technischen Geräten und Weiterbildungsangeboten zum Nutzen der Schüler werden auf diesem Wege akquiriert.

Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass auch andere Firmen dem Beispiel des Leipziger Software-Unternehmens folgen werden – zum Nutzen aller Beteiligten.
Durch die Zusammenarbeit zwischen der Schule und der freien Wirtschaft soll zum einen den Schülern der Weg in das Berufsleben erleichtert werden; zum anderen ergeben sich für die Sponsoren neue Möglichkeiten zu Auffindung von Mitarbeiter und zur Akquirierung neuer Kunden. Ein vielfältiges Sponsorennetzwerk kann so entstehen und ineinander greifen.

Donnerstag, 5. Februar 2009

BRAUNE MUTTER ERDE


Braune Mutter Erde
trägt den Himmel
und das Feuer.

Trägst du auch mich
und meine
blinden Schritte?

Den Weg
ertaste ich mir -
dir entgegen,
doch immer
ferner und fern.

Braune Mutter Erde,
trägst du mich -
wie den Himmel,
das Feuer
und die Nacht?


Mittwoch, 4. Februar 2009

Der knorrige Baum (Parabel frei nach Dschuang Dsi)

„Meister“, sagte der Schüler zu Meister Tschuang, „was kann ich tun, um der Welt und den Menschen zu nützen?“
Meister Tschuang zögerte mit der Antwort, dann lächelte er den Jungen wohlwollend an und gab ihm ein Zeichen, daß er ihm folgen sollte.
Sie gingen auf geradem Weg aus dem Dorf hinaus, vorbei an Reisfeldern und Wiesen, bis sie zu einem kleinen Waldstück kamen. Es war ein recht verwittertes Gehölz. Krumm gewachsene, knorrige Bäume standen hier eng bei einander, in deren Schatten viele Kräuter und Blumen wucherten., und in den dichtbelaubten Kronen verbargen sich Vögel, deren Gesang hinab zu den beiden Wanderern glitt.
Hier blieb Meister Tschuang stehen. Er betrachtete lange das knorrige Gehölz, und sein Schüler tat es ihm gleich.
Dann sagte der Alte: „Junge, sage mit, was du siehst!“
„Nun“, antwortete der Schüler, „ich sehe verwachsene, krumme Bäume.“
„Und was noch?“, fragte Meister Tschuang lächelnd weiter.
„Ich sehe, daß die Bäume sehr alt sind.“
„Das ist richtig.“ Meister Tschuang nickte zustimmend. „Und was meinst du, warum sie so alt geworden sind, Junge?“
Der Schüler grübelte eine Weile, dann sagte er unsicher: „Weil man sie nicht abgeschlagen hat.“
„So ist es.“ Meister Tschuang legte seine Hand auf die Schulter des Knaben. „Und kannst du mir auch sagen, warum man sie nicht abgeschlagen hat?“
Der Schüler antwortete langsam: „Nun, sie sind so knorrig und verwachsen. Sie sind zu nichts nütze. Wieso hätte man sie abschlagen sollen?“
Meister Tschuang lächelte breit und sagte: „Und wieder hast du recht, mein Junge. Die Bäume, die gerade und aufrecht in den Himmel wachsen, läßt man nicht zu hohen Jahren kommen, weil man aus ihren Stämmen Bretter machen kann, um Särge zu zimmern. So sind die Menschen. Was ihnen nützt, das verbrauchen sie auch. Diese Bäume aber, die du hier vor dir siehst, sind alt geworden, und Vögel nisten in ihren Kronen. Merke dir das, mein Junge. Was unnütz ist, wird auch nicht verbraucht. Der faule Apfel wird weggeworfen, deshalb können aus seinen Kernen neue Bäume sprießen. Willst du den Menschen nützen, damit du verbraucht wirst?“

Zum Beginn



Wie beginnt man? Der Schrecken des ersten Satzes, der uns hemmt, der so viele muntere Gedanken im Keim ersticken läßt.
Ich will es kurz machen - für den Anfang. Nur ein paar Worte. Nur ein paar Augenblicke.

Später wird es mir leichter fallen. Noch hemmen mich meine eigenen Gedanken.

Ich werde mir Zeit lassen und geben.
Der Anfang ist gemacht. Und das ist doch schon mal ein großes Wort.