Sonntag, 30. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 11

EIN BUCH, DAS ICH EINMAL GELIEBT HABE, NUN ABER HASSE

Endlich mal eine Kategorie, die sich mit Leichtigkeit ausfüllen läßt.

Es ist nämlich so: Es gibt kein solches Buch.
Entweder, ich liebe ein Buch, oder eben nicht. Und es ist mir in meinem bisherigen Leben nie widerfahren, daß sich die Liebe zu einem Buch in Haß gewandelt hätte.

Samstag, 29. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 10

EIN BUCH MEINES LIEBLINGSAUTORS

Das heutige Thema legt eine Liste nahe, denn ich habe sehr viele Lieblingsautoren. Es wäre ja langweilig, sich nur auf einen zu beschränken.
Ich werde nun einfach den Namen des Schriftstellers/der Schriftstellerin aufschreiben und daneben eines ihrer Werke.
Die Reihenfolge ist rein zufällig - so eben, wie mir die Namen in den Sinn gekommen sind.
Na, dann wollen wir mal anfangen.

1. Oscar Wilde: "De Profundis"
2. Tschingis Aitmatow: "Der weiße Dampfer"
3. John Irving: "A Prayer for Owen Meany"
4. Juri Brezan: "Krabat oder die Verwandlung der Welt"
5. Thomas Bernhard: "Der Untergeher"
6. Walter Scott: "Ivanhoe"
7. Daniel Kehlmann: "Die Vermessung der Welt"
8. Johann Wolfgang Goethe: "Dichtung und Wahrheit"
9. J.R.R. Tolkien: "The Children of Hurin"
10. Thomas Hardy: "The Return of the Native"
11. Sigmund Freud: "Die Psychopathologie des Alltagslebens"
12. Franz Fühmann: "Das Nibelungenlied"
13. Thomas Ligotti: "The Nightmare Factory"
14. Stephen King: "Shining"
15. H.P. Lovecraft: "Der Schatten von Insmouth"
16. Charles Maturin: "Melmoth the Wanderer"
17. Gisela Kraft: "Prinz und Python"
18. Susanna Clarke: "The Ladies of Grace Adieu"
19. J.K. Rowling: "Harry Potter and the Halfblood Prince"
20. Ingeborg Bachmann: "Malina"

So.
Zwanzig sollten wohl genügen.

Freitag, 28. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 9

DAS ERSTE BUCH, DAS ICH GELESEN HABE

Das erste Buch, das ich jemals gelesen habe, war "Das Märchen vom weißen Mohren" von Ion Creanga, einem ungarischen Märchendichter.
Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Mutter, und ich war damals in der ersten Klasse.
Ich habe dieses Buch sehr geliebt. Erst einmal war die Geschichte sehr spannend. Ein wunderschönes Märchen eben. Und dann war as Buch sehr schön gestaltet - mit vielen, sehr kunstvollen Illustrationen, auf denen die handelnden Personen geradezu zum Leben erwachten.
Das Märchen ist die übliche Geschichte über Tapferkeit, Ehre, Verrat, Treue und Liebe. Es ist ssehr poetisch, und ich kann "Das Märchen vom weißen Mohren" eigentlich jedem nur ans Herz legen.

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 8

EIN BUCH, DAS MICH AN EINEN ORT ERINNERT

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Bücher sind für mich ständige Begleiter. Sie sind in gewisser Weise von jedem Ort losgelöst.

Allerdings...

Wenn es ein Buch gibt, das ich mit einem bestimmten Ort in Verbindung bringe, dann ist es John Irvings jünster Roman "Last Night in Twisted River", weil es das letzte Buch ist, das ich in meinem alten und gemütlichen Bett gelesen habe, ehe es - das Bett und der Rest des Zimmers - von einem Wohnungsbrand kurz vor Weihnachten letzten Jahres gänzlich zerstört wurde.
Somit erinnert mich dieser Roman an einen Ort, der ganz mein eigen und meine Zuflucht war, an den Ort, an dem ich an jedem Abend zurückkehren konnte und der mir die Gewißheit schenkte: Egal, wie mies der Tag war, für die Dauer der Nacht würde alles in Ordnung sein.

Mittwoch, 26. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 7

EIN BUCH, DAS MICH AN JEMANDEN ERINNERT

Im Prinzip erinnern mich alle Bücher von Tschingis Aitmatow an meinen Großvater, weil er es war, der mir diesen großen, kirgisischen Schriftsteller nahe gebracht hat.
Doch ein Buch verbinde ich ganz besonders mit ihm. Es ist die Novelle "Scheckiger Hund, der am Strand entlang läuft".
Eine Figur in diesem Buch ist ein alter Mann, der mit seinem Alter hadert. In sich trägt er immer noch die Wünsche, Gefühle und Träume eines jungen Mannes, aber sein altersschwacher, hinfälliger Körper hindert ihn daran, sie zu leben.
Als ich das las. habe ich begonnen, meinen Großvater gänzlich zu verstehen, und das war für uns beide ein wunderbares Geschenk.

Ein weiteres Buch, das ich mit der Erinnerung an einen lieben Menschen verbinde, ist der Roman "The Cider House Rules" von John Irving. Es erinnert mich an den Menschen, der mir das Buch geschenkt hat, um mich mit Irving bekannt zu machen.
Er mußte im letzten Jahr eine schwere Zeit durchmachen, und sein Gesundheitszustand läßt es nicht zu, daß wir Kontakt halten könnten. Aber ich denke oft an ihn, hoffe, daß es ihm gut und besser geht und wünsche ihm nur das Beste.

Dienstag, 25. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 6

EIN BUCH, DAS ICH NUR EINMAL LESEN KONNTE

Ein Buch, das ich definitiv niemals wieder lesen werden, ist der Kriminalroman "Interpretation of Murder" von Jed Rubenfeld. (Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel "Morddeutung" erschienen.)
Dieses Buch beweist, daß auch Menschen, die in Harvard Psychoanlyse studiert haben, nicht un bedingt gute Romane schreiben können.
Der Titel ist eine Anlehnung an die "Traumdeutung" von Sigmund Freud. Und das ist die erste, große Anmaßung.
Die Idee dieses Buches ist, Sigmund Freud in einem Kriminalroman auftreten zu lassen, der dann mit einem jungen Psychoanalytiker der Polizei bei der Aufklärung einer Mordserie behilflich ist. Und natürlich hat der junge Analytiker eine wunderschöne Patientin, die seltsam ist, ihn zu einer extremen Übertragungs-Reaktion reizt, und die irgend etwas mit dem Fall zu tun hat.
Also: Klischee, Klischee.
Die ständig wechselnde Erzählperspektive raubt der Geschichte dann auch den letzten Rest von Spannung.
Also: Ein langweiliges, klischeehaftes, überflüssiges und ödes Buch.
Ich werde es niemals, niemals wieder lesen.

So.

Und das war nun auch schon alles, was mir zu den Punkt eingefallen ist.
Ich beweise eben im Normalfall ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl meiner Bücher.

Montag, 24. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 4

EIN BUCH, DAS ICH IMMER UND IMMER WIEDER LESEN KÖNNTE

Oh, da gibt es eine ganze Menge.

Es gibt für mich eine ganz besondere Kathegorie von Büchern, die sich dadurch auszeichnet, daß ich Bücher, die ich dieser zuordne, mindestens fünf bis zehn mal lesen muß, einfach um genug davon zu bekommen. Und dann komme ich in ein Stadium, in dem ich das Buch an irgend einer Stelle aufschlagen und einfach lesen kann. Oder ich lese nur noch meine Lieblingsshtellen, bis ich es irgendwann einmal wieder von vorn beginne.

Zu diesen Büchern zählen die dreibändige Richelieu-Biographie von C.J. Burckhardt, "Jonathan Strange&Mr Norrel" von Susanna Clarke oder "The Lord of the Rings" von J.R.R. Tolkien.
In diese Kathegorie kommen auch ganz viele Gedichtbände: Sämtliche Gedichte von Rilke, Hilde Domin, Eva Strittmatter, Paul Celan, Oskar Loerke, William Yeats, Alfred Lord Tennyson, William Wordworth, Emily Dickinson, Ingeborg Bachmann, Walt Whitman.
Natürlich sind da auch die Märchen, Romane, Essays etc. von Oscar Wilde dabei. Ich habe eine GEsamtausgabe in einem Band.

Und nicht zu vergessen: Meine All-Time-Favorites.
Die Bücher von John Irving kann man gar nicht oft genug lesen, weil man jedesmal etwas Neues darin entdeckt. Und es macht auch einfach Spaß, ein Buch richtig gut - quasi aus dem FF - zu kennen.
Auch hier darf ich die Harry-Potter-Bände von J.K. Rowling nicht vergessen. Nun, da sie alle vollständig vorliegen, ist es sogar ein besonderes Vergnügen, sich vom ersten bis zum letzten Band durchzulesen.

"Die Göttliche Komödie" von Dante ist auch ein gutes Buch für den Nachttisch, ebenso "Menschliches, Allzumenschliches" von Friedrich Nitzsche.
Ich weiß nicht, ob ich es wagen soll, hier die "Kritiken" von Immanuel Kant zu erwähnen. Ich habe nun einmal Philosophie dazu. Ich lese sehr gern in diesem Buch, und ebenso in den Gesammelten Werken von Arthur Schopenhauer.

Bücher mit Märchen und Geschichten sind ja geradezu dazu bestimmt, immer wieder und wieder gelesen zu werden.
Ich habe da auch meine diversen Bände mit deutschen und thüringer Sagen, die "Sagen des KLassischen Altertums" von Gustav Schwab oder eben die EDDA.

Und dann gibt es noch das EINE BUCH, das ich immer wieder und wieder gelesen habe und lese, seit ich ein kleines Mädchen war. Die Rede ist von der Bibel. Nur, daß ich in der Zwischenzeit von der Lutherbibel zur katholischen Ausgabe gewechselt bin.

Also: Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie sollte erst einmal genügen.

Sonntag, 23. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER : Tag 4

MEIN HASSBUCH

Es gibt viele Bücher, die ich nicht mag, weil sie mich gelangweilt haben oder meiner Ansicht nach schlecht geschrieben waren oder einfach dumm sind.
Aber es gibt nur ein Buch, das ich wirklich und von ganzem Herzen hasse. Es ist der berühmt-berüchtigte "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann (1809 - 1894), und die anhaltende Beliebtheit dieses Machwerkes ist das deutlichste Zeichen der Kinderfeindlichkeit in diesem unseren Land.
Eltern, die ihr Kind mit dem Struwwelpeter konfrontieren, müssen ihre Kinder wirklich verabscheuen, ansonsten würden sie ihnen derartiges nicht antun. Vielleicht tun sie es aus Rache dafür, daß sie selbst diese Folter durchstehen mußten und denken sich: Warum sollten es ihre Kinder besser haben?

Wer wissen will, was Schwarze Pädagogik ist, der soll sich dieses Schandwerk anschauen.
Andere Sachen von diesem Kaliber werden heute als jugendgefährdend indiziert. Nicht aber dieses furchtbare Werk mit seinen mehr als häßlichen, häßlichen Zeichnungen und seinen Geschichten, die man nicht anders als abartig und pervers bezeichnen kann.

In jeder Geschichte geht es darum, daß ein Kind für ein Fehlverhalten mit dem Leben oder der köprerlichen Unversehrtheit bezahlen muß.
Was soll das?
Damit treibt man Kinder in die Depression und mitunter sogar in den Freitod.
Dieses Buch ist gefährlich.
Es hat mehr Kinderseelen auf dem Gewissen als alle Killerspiele dieser Welt zusammen.

Für mich als Kind war dieses Buch ein Trauma. Schlimmer war nur die Episode, in der mich als Dreijährige meine Mutter auf dem Dorffriedhof vergessen hatte.
Ich hatte danach furchtbare Alpträume.
In den meisten davon mußte ich bei lebendigem Leib verbrennen - wie die kleine Pauline aus der "Gar traurigen Geschichte mit den Zündhölzern". Und ich war ungefähr fünf, als ich die Geschichten zum ersten Mal ertragen mußte.
Bis dahin war ich ein fröhliches Kind gewesen. Danach war ich nie wieder die selbe.

Die Geschichte dieses Buches ist interessant. Der Verfasser Hoffmann hat dieses Buch FÜR SEINE KINDER gemacht. Als Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
Daran zeigen sich zwei Dinge:
(1) Dieser Mann war zu geizig, seinen Kindern ordentliche Geschenke zu kaufen.
(2) Dieser Mann hat nichts auf der Welt so sehr gehaßt wie seine Kinder.
Der Mann war Psychiater. Vielleicht erklärt das einiges. Aber es entschuldigt nichts.
Wie die Kinder darauf reagiert haben, darüber schweigt die Geschichte. Vermutlich waren sie "begeistert" (Achtung, Sarkasmus!).

Zwei Dinge wünsche ich mir.
Zum ersten würde ich gern einmal von ein paar anderen Kindern, und solchen, die es waren, wissen, welche schrecklichen Erfahrungen sie mit dem Struwwelpeter gemacht haben.
Zum zweiten würde ich gern von euch, liebe Eltern, wissen: Welcher Teufel reitet euch immer wieder, euren Kindern dieses furchtbare Buch in die Hände zu geben! Wißt ihr, was ihr ihnen damit antut? Man erzieht Kinder nicht, indem man ihnen die Todesfurcht einpflanzt und ihre Seelen foltert.

Ehrlich, ich bin ein erklärter Feind jeglicher Art von Zensur. Ich bin eine erklärte Feindin von jeder Art von Bücherverbrennung.
Aber wenn es ein Buch verdient hat, der Flammen und der Vergessenheit zu werden, dann ist es der "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann. Es wäre besser für uns, unsere Kinder und unsere Zukunft.

Samstag, 22. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 3

MEIN LIEBLINGSBUCH

Das ist eine schwere Frage, auf die ich keine leichte Antwort habe.
Ich liebe Bücher so sehr und habe so viele Lieblingsschriftsteller und Lieblingsdichter, daß ich keinen und keines davon über die anderen hervorheben möchte.
Vielleicht mache ich eine kleine Liste, die es mir auch erlaubt, ein wenig in Plauderei zu verfallen.

Eines der ersten Bücher, die ich als Kind wirklich verschlungen habe, war "Ivanhoe" von Walter Scott. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Buch gelesen habe. Meine alte Ausgabe ist jedenfalls ziemlich zerschlissen und mehrfach von meinem Großvater und mir repariert worden.
Warum mochte und mag ich dieses Buch?
Nun, es ist eine spannende Geschichte. Liebe, Abenteuer, Spannung, Ehre, Kampf - alles, was dazu gehört.
Die Helden meiner Kindheit, Robin Hood und Richard Löwenherz, sind dabei.
Das Buch ist nicht ohne Humor geschrieben. Die Charaktere sind unheimlich fesseln.
Meine Lieblingsfigur ist der Tempelritter Brian de Bouis-Guilbert, der sich am Ende für das Leben seiner Geliebten opfert.
Ja, "Ivanhoe" ist ein großartiges Buch.

Ein weiteres Buch, an dem ich sehr hänge, ist "Moby Dick" von Hermann Melville. Dieser Roman war für mich eine Offenbarung.

Dann bin ich natürlich ein großer Fan der Harry-Potter-Bücher von J.K. Rowling. Ich glaube, das muß ich nicht näher begründen.
Vielleicht nur soviel: Meine Lieblingsfigur ist Severus Snape.

Es gibt selbstverständlich auch noch die wundervollen Bücher von Tschingis Aitmatow, von denen das wichtigste "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" ist.

Es gibt "The Cider House Rules", "Last Night in Twisted River" und "A Prayer for Owen Meany" von John Irving.

Es gibt all die Schriften von Oscar Wilde.

Und es gibt die wundervolle Novelle "Nikki - Oder das Leben eines Hundes" von Tibor Dery.

Aber ich habe natürlich meinen alltäglichen Begleiter. Ein Buch, das ich niemals aus der Hand gebe. Das ist allerdings kein Roman. Es ist die Gedichtsammlung "Leaves of Grass" von Walt Whitman. Diese Gedichte sind wunderschön, und ganz gleich, was man fühlt, wie man empfindet, man findet bei ihnen immer eine Heimstatt.

So, das ist nun ein kleiner Einblick in meine Lieblingsbücher.

Freitag, 21. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag Zwei

DAS BUCH, DAS ICH ALS NÄCHSTES LESEN WILL

Definitiv einer der nächsten Bücher auf meinem Stapel ist "Galapagos" von Kurt Vonnegut. Es ist eine sehr originelle und aberwitzig absurde Geschichte. Ein bißchen Weltende, ein bißchen Darwin, ein bißchen Geistergeschichte. Es ist für jeden etwas dabei.
Vor einigen Jahren habe ich das Buch in der LESEZEIT bei MDR FIGARO gehört. In meinem Besitz befindet es sich seit Ende April.

Ansonsten stehen auch einige Wieder-Zulesende auf meinem Plan. Wiederholung ist eben die Mutter der Weisheit. Ein Fachbuch wird auch dabei sein, z.B. "Volksmedizinische Botanik der Germanen" von Max Höfler.

Aber schaun wir mal.
Es fließt jeden Tag viel Wasser die Ilm entlang.

Genau werde ich erst dan wissen, welches Buch ich als nächstes lese, wenn ich es in den Händen halte.

Donnerstag, 20. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: TAG EINS

DAS BUCH, DAS ICH ZURZEIT LESE

Ich bin eine notorische Mehrspurleserin. Also ist es auch nicht verwunderlich, daß ich zurzeit zwei Bücher lese.
1. Stephen King "Lisey's Story"
2. Philippe Erlanger "Richelieu"


Das Stephen-King-Buch liegt im Prinzip seit Februar auf meinem Stapel. Am Dienstag habe ich nun die Lektüre begonnen. Es ist richtig guter Stephen-King-Stoff. Aber gerade bei Büchern, die mir gefallen, lasse ich mir gern Zeit.
Mehr darüber gibt es dann, wenn ich mit dem Buch am Ende bin.

Die Richelieu-Biographie ist - ZVAB sei Dank - erst heute in meinen Briefkasten geflattert. Viele Jahre lang war die einzige Quelle für mein Wissen über Kardinal Richelieu die dreibändige Biographie von C.J. Burckhardt. Aber nach einer langen Diskussion mit einer Freundin darüber, daß man niemals einseitigem Wissen trauen darf, las ich - ich habe im Blog davon berichtet - die sehr negativ getönte Richelieu-Biographie von Uwe Schultz.
Nun, mich hat das auf den Geschmack gebracht, und so muß nun der Erlanger verschlungen werden. Der Autor ist Franzose, die Übersetzung ist stilistisch 1A. Es ist ein gutes Buch. Wenn ich es durchgelesen habe, werde ich davon berichten.

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER

Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 2 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
Tag 3 – Dein Lieblingsbuch
Tag 4 – Dein Hassbuch
Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst
Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
Tag 8 – Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
Tag 9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast
Tag 10 – Ein Buch von deinem Lieblingsautoren
Tag 11 – Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Tag 12 – Ein Buch, das du empfohlen bekommen hast
Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Tag 14 – Ein Buch aus deiner Kindheit
Tag 15 – Das 4. Buch in deinem Regal v.l.
Tag 16 – Das 9. Buch in deinem Regal v.r.
Tag 17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen
Tag 18 – Das Buch, mit dem schönsten Cover, das du besitzt
Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest
Tag 20 – Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat
Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast
Tag 25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt
Tag 26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest
Tag 27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist
Tag 28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt???
Tag 30 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 31 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst

APHORISMUS IV

Es ist gut und ratsam, sein Wissen aus verschiedenen Quellen zu schöpfen.
So lernt man, das verdorbene Wasser von dem reinen zu unterscheiden.

Samstag, 15. Mai 2010

Uwe Schultz "RICHELIEU - DER KARDINAL DES KÖNIGS"



"Er hat mir zu viel Gutes getan, um schlecht über ihn zu reden,
Er hat mir zuviel Schlechtes getan, um gut über ihn zu reden."
So äußerte sich der Dichter Corneille (1606 - 1685) zurückhaltend nach dem Tod von Kardinal Armand Jean du Plessis Herzog von Richelieu.
Uwe Schultz, der 1936 in Hamburg geborene Publizist, ließ es an Corneilles Zurückhaltung fehlen, als er sein Werk "Richelieu - Der Kardinal des Königs" verfaßte. Zwar gibt er zu, im Epilog des Buches, daß der Kardinal, der wie kein anderer im 17. Jahrhundert das Geschick von Frankreich und Europa zu lenken verstand, eine durchaus vielseitige Persönlichkeit war, deren Bewertung durch die Nachwelt "zwischen glühender Bewunderung und grenzenloser Ablehnung" schwankt, doch sein Urteil fällt harsch und einseitig aus, wenn er sich daran macht, Richelieu auf gut dreihundertundvierzig Seiten als skrupellosen Machtmenschen beschreibt, der über Leichen geht und für den keine Grenzen existieren.

Abgesehen davon nimmt sich das Buch im Allgemeinen recht schwachbrüstig aus. Wer C.J. Burckhadts große, dreibändige Richelieu-Biographie kennt, wird von Schultz' Versuch deshalb eher enttäuscht sein. Er legt den Schwerpunkt einddeutig auf die Belagerung von La Rochelle (1627/28) und hält danach den Aufstieg des Kardinals für abgeschlossen. Zu Richelieus europaweitem Wirken in den 1630er Jahren, vor allem von seinem Anteil am Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, findet er nur einige marginale Worte. Somit bleibt dem, der keine Vorkenntnisse besitzt, die wirkliche Stellung RIchelieus in der französischen und europäischen Geschichte verborgen.
Recht interessant ist, was Schultz über Jugend und Familie des Kardinals zu sagen weiß, doch auch hier bleibt er nur an der Oberfläche.
In keiner Stelle des Buches tritt einem der Kardinal als Mensch entgegen. Der Verfasser scheint ebenso große Hemmungen zu haben. Fast verächtlich nennt er ihn "Kardinal-Minister" oder "Kardinal-Premierminister", und er läßt es nicht aus, jeglicher Handlung des Kardinals einen negativen Beigeschmack zu verleihen. So sieht er darin, daß Richelieu nach der gewonnenen Belagerung von La Rochelle kein Massaker unter den Hugenotten veranstalten und diese bis zum Tode verfolgen ließ, eine nur schwache Verwurzelung in seinem katholischen Glauben.
Darüber hinaus schmälert er den geschichtswissenschaftlichen Wert seines Buches, indem er Gerüchte als Tatsachen verkauft.
Auch bringt er viele der Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Kardinals durcheinander und ignoriert beispielsweise die Tatsache, daß Marschall Schomberg schon ltz 1632 verstarb, indem er diesem eine Rolle bei der Cinq-Mars-Affäire (1635 -1641) zuschrieb.
SChultz' Buch wird der Figur des Armand Jean du Plessis, Kardinal de Richelieu nicht gerecht. Der Autor ist geradezu versessen darauf, den Kardinal als zerfressen von Gier und Machthunger und als einsamen Menschen, der außer Pater Jospeh keine engen Freunde hatte, zu sehen, daß er große Teile von dessen Persönlichkeit übersieht oder einfach leugnet.
Schultz leugnet den großen Staatsmann, den geschickten Diplomaten, den klugen Realpolitiker, den Priester, den Katholiken, den Familienmenschen, den Menschen und den Mann Richelieu. Er verschweigt, daß Richelieu sehr viele Freunde hatte, die ihm treu ergeben waren und denen er seinerseits die Treue hielt. Er verschweigt, daß Richelieu nie aufgehört hat, Priester zu sein, daß er täglich der Messe beiwohnte, wöchentlich beichtete und sich zweimal im Jahr in ein Kloster zu geistigen Exerzizien zurückzog. Er verschweigt, daß der Kardinal ein großer Tierfreund war, dem man viel Geschick im Umgang mit Pferden nachsagte, und der zum Zeitpunkt seines Todes fünfzehn Katzen. Und er verschweigt, daß Richelieu aufrichtig sein ganzes Streben - auf Kosten der eigenen Gesundheit - der Errichtung des Absolutismus in Frankreich widmete.
Mag sein, daß auch viele Schattenseiten den Charakter des Kardinals verdunkeln, aber wer die Macht ergreift und sie nicht nur um ihrer selbst willen, wie es unter heutogen Politkern so Mode geworden ist, innehaben will, sondern wer die Macht will, um damit die Welt zu verändern, der lädt eine große Verantwortung auf sich und kann dann einfach nicht nur Gutes tun, sondern muß tun, was getan werden muß. So hielt es Richelieu.
Fazit: Schultz' Buch ist durchaus lesenswert,allerdings sollte diese Lektüre unbedingt durch die dreibändige Biographie von C.J. Burckhardt ergänzt werden, denn diese Bücher besitzen den Tiefgang, die Ibjektivität und die Hindergründigkeit, die in SChultz' Werk so sehr fehlen.
Nach Richelieus Tod soll Papst Urban VIII (1586 - 1644) gesagt haben: "Wenn es einen Gott gibt, so wird er's vergelten. Wenn nicht, dann war dies in der Tat ein tüchtiger Mann."
Wollen wir es dabei belassen.



Uwe Schultz (2009) "Richelieu - Der Kardinal des Königs. Eine Biographie"
Verlag C.H. Beck oHG, München
ISBN 978-3-406-58358-2

Mittwoch, 12. Mai 2010

DIVERSE ZEITGENÖSSISCHE SAVONAROLA-BIOGRAPHIEN

Nachdem ich gestern die Savonarola-Biographie von Joseph SChnitzer vorgestellt habe, möchte ich diesen Beitrag um eine kleine Übersicht diverser zeitgenössischer Lebensbeschreibungen des Frate vorstellen.

1. Ernst Piper "Savonarola - Prophet der Diktatur Gottes"
(erschienen bei: [2009] Allitera-Verlag - Ein Verlag der Buch&Media GmbH, München)
ISBN; 973-86520-327-4; € 16,90

Das ist die neueste, deutschsprachige Publikation, die dem Frate gewidmet ist. Das Buch ist ein akzeptabler Einstieg. Es ist ein recht schmaler Band, der leider nur an der Oberfläche bleibt.
Allerdings ist es von all den Büchern zum Thema, die ich hier vorstelle, das einzige, das noch im Handel erhältlich ist.
Der Autor st der Berliner Historiker und Privat-Dozent Ernst Piper (Jahrgang 1952).
Ein wenig mehr Tiefgang hätte dem Buch nicht geschadet, jedoch hat der Autor großen Kenntnisreichtum in der philosophischen und kirchenhistorischen Wertung der Figur des Girolamo Savonarola bewießn.
Das Buch ist ein guter Einstieg in die Materie, der aber zu weiteren Recherchen inspirieren sollte.

2. Horst Herrmann "Savonarola - Der Ketzer von San Marco"
(erschienen: [1977] C. Bertelsmann Verlag GmbH München)
ISBN: 3-570-2932-8

Der Titel dieses Buches ist programmatisch. Herrmann bezeichnet Savonarola als Ketzer und hat dafür auch seine guten Gründe. Leider haben die nichts mit der Person des Frate zu tun, sondern einzig und allein mit der Einstellung des Herrn Herrmann gegenüber der katholischen Kirche. Der 1940 in SChruns/Voralberg geborene Professor für Kirchenrecht verließ nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der Katholischen Kirche dieselbe, und er fand in Savonarola einen Kanal für seine Kirchenkritik. Leider ist deshalb in seinem Buch die Biographie des Frate zur Nebensache geworden, zumal Herrmann alles daran setzt, um aus Savonarola einen Vordenker Luthers zu machen, was meiner Ansicht nach mehr als ungerechtfertigt ist. Auch kann man sich beim Lesen des Eindrucks nicht erwehren, Herrmann habe lieber eine Biographie des deutschen Reformators aus Wittemberg geschrieben.
Dennoch kann die Lektüre lohnenswert sein, denn der elegante und eloquente Stil des Autors machen das Lesen angenehm.
Das Buch ist vergriffen, kann jedoch leicht antiquarisch besorgt werden.

3. Pierre Antonetti "Savonarola - Die Biographie" (aus dem Französischen übertragen von Elisabeth Mainberger-Ruh)
(erschienen bei: [2007] Patmos Verlag Gmbh&Co. KG., Düsseldorf)
ISBN: 978-3-491-69145-2

Daß dieses Buch vergriffen ist, ist sehr bedauerlich, denn es ist lesenswert, informativ, gehaltvoll und interessant. Beginnend bei Savonarolas Familiengeschichte entfaltet Antonetti das Leben des Frate mit seinen Höhen und Tiefen. Er versucht nicht, zu psychologisieren. Er ist ein sachlicher, neutraler Beobachter, der von keinen eigenen antiklerikalen Einstellungen behindert wird. Das ist moderne Geschichtsschreibung, wie sie sein soll und muß.
EIn Nachteil ist, daß der Autor recht viel vorausstetzt, was die Kenntnis der italienischen Renaissance betrachtet, aber dem kann man beikommen mit der Lektüre von J. Burckhardts "Die Kultur der Renaissance in Italien".
Und auch viele zeitgenössische Begriffe wie "Arrabiati", "Signoria" oder "Pianoni" läßt er ungeklärt. Aber dadurch regt er den Leser zu weiterer Recherche an; und das kann ja auch so schlecht nicht sein.
Es stört ein wenig, daß Antonetti immer wieder auf die angebliche "ausgesprochene Häßlichkeit" (z.Bsp. S. 20) zu sprechen kommt, der sich der Frate offenbar nicht bewußt war, trat er ohne zu zögern als Prediger vor das Volk. Aber SChönheit liegt, wie es so schön heißt, im vielzitierten Auge des Betrachters.
Antiquarisch sollte das Buch recht einfach zu beschaffen sein, da es erst seit Ende 2009 vergriffen ist. Meiner Ansicht nach ist es das Buch, das am besten zum Einstieg geeignet ist


4. Lauro Martines "Fire in the City - Savonarola and the Struggle for Renaussance Florence"
(Erschienen bei: [2006] Oxford University Press, Oxford, New York)
ISBN: 978-0-532710-6, ca. € 24,99)<

Dieses Buch ist nicht vergriffen, aber nur in englischer Sprache zu haben. Schon aus diesem Grund ist es in unseren Breiten eher für Enthusiasten, als für Einsteiger geeignet.
Allerdings punktet das Buch schon am Anfang mit dem, was bei Antonetti so sehr fehlt. MArtines beginnt sein Buch mit einem Glossar, das sehr hilfreich ist für die weitere Lektüre und das Verständnis.
Der Autor selbst legt sehr viel Wert darauf, keine Biographie geschrieben zu haben, sondern eher eine essayistische Beiographische Betrachtung. Er legt den SChwerpunkt auch auf die florentiner Jahre des Frate. Er läßt es jedoch nicht aus, auch das vorhergehende Leben des Fra Girolamo zu beschreiben.
Er findet einen guten Ausgleich zwischen Beschreibung und Erzählung. Der Stil hat es etwas Romanhaftes an sich. Er erweckt das Florenz des Fra Girolamo zum Leben, und der Leser wird förmlich gefesselt.
Wer sich also von der Fremdsprache nicht abschrecken läßt, findet hier ein sehr gutes Buch, das mehr als nur Geschichtswissen vermittelt.
Dieses Büch ist Übrigens bei Random House unter dem Titel "Sourge and Fire: Savonarola in Renaissance Italy: Savonarola and Renaissance Italy" (ISBN: 978-1844134137)zu dem günstigeren Preis von ca. € 10,99 erschienen.

Dienstag, 11. Mai 2010

Joseph Schnitzer: "SAVONAROLA - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance

Im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert wütete die Pest, der Schwarze Tod, in Europa und entvölkertere zahlreiche Landstriche. Für die Menschen, die jenes Elend überstanden, brach eine neue Zeit, eine neue Ordnung der Dinge an. Nichts war mehr, wie es einmal gewesen war. Die Knechte erhoben sich zu Herren, weil ihre Herren nicht mehr am Leben waren.
Und die Überlebenden begriffen sich selbst und das Leben neu. Freude wuchs in ihnen, noch unter der Sonne wandeln zu können, und das spiegelte sich wieder in ihren Taten.
So erhob sich das glanzvolle Zeitalter der Renaissance aus der Todesnacht der Pestilenz.

Mit der Renaissance, die im sonnigen Italien ihren Anfang nahm, änderte sich das Weltbild der Zeit. Der Mensch trat in den Mittelpunkt. Wissenschaft und Forschung trieben erste Blüten, und die Kunst - in Literatur, Musik und Malerei - erhob sich zu selten erreichter Vollkommenheit.
Mit den Worten von Friedrich Engels: "Es war die größte progressive Umwälzung, die die Menschheit bis dahin erlebt hatte, eine Zeit, die Riesen brauchte und Riesen zeugte, Riesen an Denkkraft, Leidenschaft und Charakter, an Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit." (Engels, 1962, S. 312)

Viele große Namen verbindet man mit jener Epoche abendländischer Geschichte: Leonardo, Michelangelo, Pico della Mirandola, Bottivcelli.
Doch eine Persönlichkeit wird oft verschwiegen, weil sie so anders ist als ihre Zeit, weil sie scheinbar von einem anderen Feuer erleuchtet wird, als die anderen Großen.
Die Rede ist von Girolamo Savonarola. Von vielen seiner Zeitgenossen wurde der Dominikaterpater aus Ferrara, der in Florenz lebte und wirkte, als Heiliger und Prophet verehrt, von anderen wurde er für seine Sittenpredigten und seine politische Agitation verdammt. Am Ende landete er, wie viele seines Geistes, auf dem Scheiterhaufen.

Ein Forscher, der sich mit besonderer Hingabe dem Leben und Wirken Savonarolas gewidmet hat, war der aus Lauingen in Schwaben stammende Kirchenhistoriker Joseph Schnitzer (1859 - 1939).
Seine zweibändige Biographie "Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance" ist noch immer das umfassendste deutschsprachige Werk zu der Person des Fra Girolamo.

Das Werk ist in zwei Bände unterteilt.
Im ersten Band, überschrieben mit "Das Leben", widmet sich Schnitzer der Biographie des Dominikanerpaters. Mit sehr viel Liebe zu Fakten und Details beschreibt er die Herkunft der Familie Savonarola, die Jugend des Girolamo und wie dieser schließlich den Weg in den Dominikaner-Orden fanden und dort bis zum Prior des florentinischen Konvents von San Marco aufstieg. Er beschreibt seinen Weg zum politischen Agitator, wie sein Einfluß wuchs und unter seiner Führung in Florenz eine neu sittliche Ordnung errichtet wurde. Schließlich beschreibt er seinen Fall und seinen Tod. Dabei erweckt er den Prior von San Marco, den Asketen, den Gläubigen, den frommen Mann und den heißblütigen Prediger, zum Leben. Fasettenreich und stark schildert er Savonarolas Persönlichkeit in ihrer Zeit.
Im zweiten Band, der den Titel "Das Streben" trägt, befaßt sich Schnitzer eingehender mit Savonarolas Werken, mit seinen Predigten, Schriften und Traktaten. Auch hier bleibt er lebensnah und lebendig, und er ergänzt seine Ausführungen mit zahlreichen Betrachtungen über Kunst und Kultur der Renaissance. Nicht zuletzt beschreibt er hier den Einfluß, den der Frate auf seine Zeitgenossen ausübte. Erzählt wird zum Beispiel die Anekdote, daß Savonarola mit einer Predigt den Künstler Michelangelo so verängstigt habe, daß dieser sein Hab und Gut zusammenraffte und aus der Stadt Florenz floh.

Auf der Bühne des Dramas, welches das Leben des Girolamo Savonarola umfaßt, treten all die Großen ihrer Zeit auf, die Medicis, die Borgias. Laster und Tugenden stehen neben einander und schaffen es doch nicht, sich mit einander zu versöhnen.
Und in der Mitte alldessen steht der Frate, der kleine Mönch aus Ferrara, eine "völlig zu Feuer und Flamme gewordene Persönlichkeit" (Burckhardt, 2004, S. 512)
Schnitzer nähert sich ihm mit Wohlwollen, aber ohne ihn zu verklären. Der Savonarola, den er uns in seinem Werk zeigt, ist ein Mensch.

Schnitzers Savonarola-Biographie, die im Jahr 1924 erschienen ist, ist mit Liebe geschrieben. Sie ist umfangreich, detailreich, reich an Fakten und Hintergründen und trotz ihres Alters sehr gut lesbar. Schnitzers Stil ist nicht akademisch-trocken, sondern von nahezu romancierhafter Eleganz.
Leider gibt es von diesem großartigen Werk keinen Nachdruck, dennoch ist es um vieles lesenswerter als anderer, zeitgenössische deutsche Publikationen.

Literatur

Schnitzer, Jakob (1924) Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance, Band I: Das Leben, Verlag von Ernst Reinhardt, München
Schnitzer, Jakob (1924) Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance, Band II: Das Streben, Verlag von Ernst Reinhardt, München
Engels, Friedrich (1962)Dialektik der Natur. In: Marx, Karl/Engels, Friedrich (1962) Werke, Band 20, (Karl) Dietz Verlag, Berlin
Burckhardt, Jakob (1924) Die Kultur der Renaissance in Italien - ein Versuch, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg

Montag, 10. Mai 2010

Samstag, 8. Mai 2010

BOTSCHAFT

Hoch steigen die Greife
über die Wälder
aus singenden Fichten.

Was will uns
der Himmel sagen,
wenn er sich
verdunkelt?



.

Montag, 3. Mai 2010

WO ALLE FLÜSSE ENDEN

Wo alle Flüsse enden,
enden auch wir.

Wir verströmen uns
alle
ins Grenzenlose
und atmen laut
und lachen
und leben -
mein Herz! -
und leben.




.