„Meister“, sagte der Schüler zu Meister Tschuang, „was kann ich tun, um der Welt und den Menschen zu nützen?“
Meister Tschuang zögerte mit der Antwort, dann lächelte er den Jungen wohlwollend an und gab ihm ein Zeichen, daß er ihm folgen sollte.
Sie gingen auf geradem Weg aus dem Dorf hinaus, vorbei an Reisfeldern und Wiesen, bis sie zu einem kleinen Waldstück kamen. Es war ein recht verwittertes Gehölz. Krumm gewachsene, knorrige Bäume standen hier eng bei einander, in deren Schatten viele Kräuter und Blumen wucherten., und in den dichtbelaubten Kronen verbargen sich Vögel, deren Gesang hinab zu den beiden Wanderern glitt.
Hier blieb Meister Tschuang stehen. Er betrachtete lange das knorrige Gehölz, und sein Schüler tat es ihm gleich.
Dann sagte der Alte: „Junge, sage mit, was du siehst!“
„Nun“, antwortete der Schüler, „ich sehe verwachsene, krumme Bäume.“
„Und was noch?“, fragte Meister Tschuang lächelnd weiter.
„Ich sehe, daß die Bäume sehr alt sind.“
„Das ist richtig.“ Meister Tschuang nickte zustimmend. „Und was meinst du, warum sie so alt geworden sind, Junge?“
Der Schüler grübelte eine Weile, dann sagte er unsicher: „Weil man sie nicht abgeschlagen hat.“
„So ist es.“ Meister Tschuang legte seine Hand auf die Schulter des Knaben. „Und kannst du mir auch sagen, warum man sie nicht abgeschlagen hat?“
Der Schüler antwortete langsam: „Nun, sie sind so knorrig und verwachsen. Sie sind zu nichts nütze. Wieso hätte man sie abschlagen sollen?“
Meister Tschuang lächelte breit und sagte: „Und wieder hast du recht, mein Junge. Die Bäume, die gerade und aufrecht in den Himmel wachsen, läßt man nicht zu hohen Jahren kommen, weil man aus ihren Stämmen Bretter machen kann, um Särge zu zimmern. So sind die Menschen. Was ihnen nützt, das verbrauchen sie auch. Diese Bäume aber, die du hier vor dir siehst, sind alt geworden, und Vögel nisten in ihren Kronen. Merke dir das, mein Junge. Was unnütz ist, wird auch nicht verbraucht. Der faule Apfel wird weggeworfen, deshalb können aus seinen Kernen neue Bäume sprießen. Willst du den Menschen nützen, damit du verbraucht wirst?“
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