Mittwoch, 29. Dezember 2010

WINTERTAG IN ZECHLIN

 


Schritte
von weit.

Im Schnee
die Spuren
der Tiere des Waldes.
(Ein Hase vielleicht,
ein Reh,
das sich verlief.)

Zwei Bussarde
fliegen vorüber.

Drei Schwäne,
die nordwärt ziehn.

So atmen zu können,
daß,
wäre er gläsern,
der Himmel darunter beschlüge.

Posted by Picasa

Dienstag, 23. November 2010

THE BLACK CAT (1934)

Ein Klassiker des Horrorfilmgenres mit Bela Lugosi (ausnahmsweise nicht als Schurke) und Boris Karloff.
Auch wenn sich der Film, dem Titel nach, an der Erzählung von Edgar Allen Poe orientiert, hat er inhaltlich nicht viel damit zu tun. (Nur, damit Poe-Fans nicht enttäuscht sind.)











Mittwoch, 17. November 2010

LITERARISCHER FRAGEBOGEN

(Zit. nach: Der Rabe - Magazin für jede Art von Literatur [2007] Haffmanns Verlag bei Zweitausendeins, Franfurt am Main)

Heute bin ich mal so frei. Ich bin so frei, mich ein wenig wichtig zu nehmen, auch wenn es der Haffsmanns Verlag nicht tut. Weil ich nämlich mit Sicherheit lange warten kann, bis der mir seinen Literarischen Fragebogen vorlegt, stelle ich mir die Fragen einfach selbst.


Was lesen Sie gerade?
Wieder einmal zu vieles durcheinander.

Wann lesen Sie am liebsten?
Wann immer es sich anbietet zu lesen.

Wo lesen Sie am liebsten?
Da, wo ich mich gerade aufhalte, wenn es sich anbietet zu lesen.

Ihre Lieblingsschriftsteller?
Viel zu viele. Tschingis Aitmatow, Oscar Wilde, John Irving, H.P. Lovecraft und, und, und....

Ihr Lieblingsgedicht?
"Bitte" von Hilde Domin, "Stufen" von Herrmann Hesse und "The Road untaken" von Robert Frost.

Ihr Lieblingstheaterstück?
"Wilhelm Tell" von Friedrich Schiller

Ihr Lieblingsfilm?
Derzeit: "Faust" (mit Gustaf Gründgens als Mephisto)

Ihre Lieblingsoper?
"Die Zauberflöte" von Mozart und Schikaneder

Ihr Lieblingskinderbuch?
"Das Nibelungenlied" von Franz Fühmann

Ihre Lieblingsstelle?
"There are few of us who have not sometimes wakened before dawn, either after one of those dreamless nights that make us almost enamoured of death, or one of those nights of horror and misshapen joy, when through the chambers of the brain sweep phantoms more terrible than reality itself, and instinct with that vivid life that lurks in all grotesques, and that lends to Gothic art its enduring vitality, this art being, one might fancy, especially the art of those whose minds have been troubled with the malady of reverie. Gradually white fingers creep through the curtains, and they appear to tremble. In black fantastic shapes, dumb shadows crawl into the corners of the room and crouch there. Outside, there is the stirring of birds among the leaves, or the sound of men going forth to their work, or the sigh and sob of the wind coming down from the hills and wandering round the silent house, as though it feared to wake the sleepers and yet must needs call forth sleep from her purple cave. Veil after veil of thin dusky gauze is lifted, and by degrees the forms and colours of things are restored to them, and we watch the dawn remaking the world in its antique pattern. The wan mirrors get back their mimic life. The flameless tapers stand where we had left them, and beside them lies the half-cut book that we had been studying, or the wired flower that we had worn at the ball, or the letter that we had been afraid to read, or that we had read too often. Nothing seems to us changed. Out of the unreal shadows of the night comes back the real life that we had known. We have to resume it where we had left off, and there steals over us a terrible sense of the necessity for the continuance of energy in the same wearisome round of stereotyped habits, or a wild longing, it may be, that our eyelids might open some morning upon a world that had been refashioned anew in the darkness for our pleasure, a world in which things would have fresh shapes and colours, and be changed, or have other secrets, a world in which the past would have little or no place, or survive, at any rate, in no conscious form of obligation or regret, the remembrance even of joy having its bitterness and the memories of pleasure their pain."
(Aus "The Picture of Dorian Gray" [Chapter 11] by Oscar Wilde)

Ihr erstes Buch?
"Das Märchen vom weißen Mohren" von Ion Creanga.

Klassiker, die Sie längst gelesen haben wollten?
Irgendwann muß ich mir noch einmal den "Don Quichotte" von Miguel Cervantes vornehmen und zuende lesen. Ich komme nie über die Stelle hinaus, an der die Familie des Helden dessen gesamte Bibliothek verbrennt.

Das erotischste Buch, das Sie gelesen haben?
"Die Blumen des Bösen" von Charles Baudelaire

Das komischste?
"Der dritte Polizist" von Flan O'Brien

Und das traurigste?
"Der weiße Dampfer" von Tschingis Aitmatow.

Welches Buch hätte nie ein Ende finden sollen?
"Jonathan Strange&Mr Norrell" von Susanna Clarke

Welches Buch wird derzeit überschätzt?
Alles von Clemens Meyer.

Welches unterschätzt?
Die Klassiker.

Ihre liebste Romanfigur?
Samweis Gamdschi (Aus "Lord of the Rings" von J.R.R. Tolkien)

Die Ihnen widerwärtigste?
Tony (Antonie) Buddenbrook, geschiedene Grünlich, geschiedene Permaneder.

Welche Romanfigur ist Ihnen am ähnlichsten?
Dr. Wilbur Larch aus "The Cider House Rules" von John Irving

Mit welcher Romanfigur hätten Sie gern eine Affäre gehabt?
John Childermass aus "Jonathan Strange&Mr Norrell" von Susanna Clarke.

Welche sechs Romanfiguren würden Sie gern zum Abendessen einladen?
John Childermass, Mephisto, den Verkäufer von Blitzableitern (aus: Something wicked this way comes" von Ray Bradbury), Ditte (aus "Ditte Menschenkind" von M.A. Nexö), Sherlock Holmes, Hagen von Tronje

Welches Buch sähen Sie gern verfilmt?
"Der Tag zieht den Jahrhundertweg" von Tschingis Aitmatow.

Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
"Leaves of Grass" ("Grashalme") von Walt Whitman

Gibt es ein Buch, das Sie immer wieder lesen?
Da gibt es sehr viele. Ein Buch, daß man nicht wiederlesen möchte, ist das Papier nicht wert, auf das es gedruckt ist.

Welche Bücher meiden Sie?
Bücher von Absolventen des Leipziger Literaturinstitutes

Welches Buch sollte Pflichtlektüre in der Schule sein?
Das Lieblingsbuch eines jeden Schülers.


PS: Lieber Haffmanns Verlag! Ich hoffe, ich habe nun keine offenen Türen eingerannt. Für jegliche Fragen stehe ich Ihnen weiterhin gern zur Verfügung. Das betrifft auch eine mögliche Publikation meiner Texte, die, wie ich Ihnen versichern kann, an Qualität keine Wünsche offen lassen. Darüber hinaus bin ich sehr lernfähig und auf alles gefaßt.
Herzlichst,
Ilka Lohmann

Sonntag, 7. November 2010

EIN LANGER TAG IN BERLIN

1. Versuch (Google)

Urusla Gertrud von der Leyen,
geborene Albrecht,
ist eine deutsche Politikerin.

Schön, daß Sie
meine Website finden.

Top-Favoritin im Bundestag.
Gammelfleisch
bleibt lange unentdeckt.

Beim Gedanken
an Rentner-Rugby
vergeht ihr das Lächeln.

Sie sucht
nach einer neuen
Vokabel für Hartz IV:
Worte der Jugend,
Bildschirmbräune.

Jugendliche Testkäufer
handeln
mit pestizidverseuchten Lebensmitteln.

Verbraucherschutz
war
gestern.

Die Döner-Mafia
sucht
brave Koalitionäre,
die Frau von der Leyen
ein Geburtstagslied singen.


2. Versuch (Yahoo)

Apropos Ursula von der Leyen....
Blog mich am Arsch
mit Nachtwächter-Blah.

Farbbeutelattacke im Wahlkampf –
die Ministerin schlägt zu.

Schießbefehl gegen Rucksack-Touristen.
Deutschland sucht
das Arschgesicht.

Sigmar Gabriel
ist Verbraucherschützer
und Meilenkönig.

Langes Warten auf Gammelfleisch
setzt
falsche Signale.

Freitag, 5. November 2010

NEUES AUS ABSURDISTAN

Die BBC lehrt uns das Fürchten.
Attila der Hunne, Friedrich Merz
und viele andere.

Marionettenreport –
grelle Schminke, fahle Worte.

Bundespräsident Carl Carstens
sucht Kontakt
zu seinem deutschen Amtskollegen.

Terrorismus in Deutschland –
Wolfgang Schäuble vor
dem Bundeskriminalamt.

Wo sind al die Soziopathen hin?
Sie füllen
elektronische Formulare aus.

Momente der Weltgeschichte
bei den Trierer Antikenfestspielen:
Tausendjähriges Herumschnüffeln
im Privatleben harmloser Bürger.

Live aus Absurdistan:
Wolfgang Schäuble fällt aus.
Attila der Hunne
wird neuer Innenminister.

Donnerstag, 4. November 2010

GELOBT SEI GOTT, FRAU MERKEL

Merkel und Westerwelle –
That’s Rock’n’Roll.
Hallelujah, Schwester,
wohin so spät des Weges?

Vier Fäuste
und ein Fokus
in der Berliner Runde.

Abgewatscht,
liebe Genossen
und Genossen.

Bundesweite Studie über den Gesang im Gottesdienst –
Im Namen des Volkes.
Auch Angela Merkel
zeigt ihre Titten.

Warum tötet Gott
die erstgebor’nen Ägypter?

Hallelujah,
the spacebar is fixed.

German multicultural society
has
failed.

Mittwoch, 3. November 2010

ENDSTAND HOCH ZWEI

Kohle nur noch zum Grillen –
das war Rot-Grün.
Blume vor dem Atomkraftwerk.
Joschka Fischer diskutiert die Zukunft
unter der lächelnden Sonne.

Dimensionen globalen Denkens.
Wem gehören Sonnenblume und Brokkoli?
Korpuslinguistische Studien.
GREENPEACE gehört ins Naturmuseum.

Kohle nur noch zum Grillen.
Biblis und Ketten-
reaktionen.
Freifahrt
auch führ Uraltreaktoren
unter der lächelnden Sonne.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Bitte um Auferstehung - mal ein wenig anders....

Die Achtziger sind wieder da. Alphaville, Ace of Base, OMD, Kim Wilde. The Scorpions, AHA - sie alle sind aus ihren Neongrüften auferstanden und singen und musizieren wie in den alten, wilden Tagen, als wir alle Radlerhosen trugen und mit Farbenblindheit geschlagen waren. Nena war nie weg. Sie war die Fackelträgerin, d...ie Wächterin. Sie hat den Boden bereitet. Depeche Mode waren und sind die Großmeister, die Erhabenen, die Glorreichen, die unerreichbar über den anderen schweben.
Aber wo, um Himmels Willen, wo ist das Neue Album der Münchner Freiheit?

Was fordere ich? Ein neues Album der Münchner Freiheit!
Wann fordere ich es? Jetzt!
Kommt schon, Jungs! Ich will kein Live-Album! Ich will keine Live-DVD! Ich will keinen neuen Aufguß der alten Lieder, so schön sie waren und sind. Klar, "Herz aus Glas", "Ohne dich" und "Tausendmal du", das sind unvergängliche Hits.
Aber bitte, bringt neue Lieder hervor! Neue Lieder für neue Generationen!
Kommt, laßt euch doch nicht so lange bitten! Ich war schon zu DDR-Zeiten euer Fan und saßbei jedem eurer Lieder gebannt vor dem Radio - wenn wieder mal der "Feindsender" lief. Für uns Thüringer war das HR3. Und wie oft habe ich die Single gehört, die Bekannte aus dem Westen eingeschmuggelt hatten. Ach, das war eine dieser kleinen Schallplatten, die mit 33er Geschwindigkeit auf dem Plattenspieler liefen. Damals - das war nicht nur eine andere Zeit, das war eine ganz andere Welt.

Also... Warten nicht mehr. "Solang man Träume noch leben kann...."

Mittwoch, 15. September 2010

Zur Lage der Nation

Life is a hell of a thing that can happen to a person.
Aber was soll man machen? Da muß man durch als Lurch.

Jeder von uns plagt sich auf seine eigene Weise - mit Sorgen, Streß und Stretigkeiten und mit mehr oder wenniger unappetitlichen Krankheiten.
Manche von uns sind mit einer geradezu beneidenswerten Lebenskraft ausgestattet. Diese Menschen scheinen immer das Ruder in der HAnd zu halten. Und ganz gleich, wie heftig der sturm ihnen ins Gesicht weht, sie - um eine weitere Seefahrermetapher zu bemühen - fahren immer mit gesetzten Segeln. Diese Menschen müssen nicht kämpfen, um Sieger zu sein. Sie gewinnen, weil sie sich ergeben.
Sie ertragen alles, weil sie daran glaubewn, bestehen zu können.

Ich wäre gern so ein Mensch, aber ich bin zu verzagt dazu, um einer zu sein. Mir fehlt diese grenzenlose zuversicht, diese überbordende Kraft.
Doch ich versuche, mich wacker zu schlagen - soweit es mir ebenn möglich ist.
Und daß es diese vor Lebensmut nur so strotzrnden Menscehn gibt, daß ist es, was mir Zuversicht schenkt.

Donnerstag, 12. August 2010

Donnerstag, 3. Juni 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 13

EIN BUCH, BEI DEM ICH NUR LACHEN KANN

Das ist schwer.
In der Regel bevorzuge ich Bücher, die traurig sind. Traurige Bücher sind meist die schöneren, und der deutsche Hang zum Weltschmerz in meiner Seele zieht mich auch eher zu den traurigen und melancholischen Geschichten hin.

In den Harry-Potter-Büchern von J.K. Rowling gibt es einige Stellen, die mich lachen machen.
Und John Irving hat die außergewöhnliche Fähigkeit, traurig und komisch zugleich zu schreiben.

Andererseits sind Comics ja auch Bücher.

Lachen kann ich immer und zu jeder Zeit über die Nicht-Lustig-Bände von Josha Saur.

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 12

EIN BUCH, DAS MIR EMPFOHLEN WURDE

Erst jüngst hat mir meine Schwester die Bücher von Jenny May Nuyen empfohlen. Ich kann diese Empfehlung nur weitergeben. Das ist wirklich außergewöhnliche und gut geschriebene Phantastische Literatur.

Tschingis Aitmatow
begann ich zu lesen, weil ihn mir mein Großvater ans Herz gelegt hat.

Als ich in der siebten Klasse war, hatte mir meine damalige Deutschlehrerin "Das Parfüm" von Patrick Süßkind empfohlen. Das ist mir allerdings nicht gut bekommen, weil ich für bestimmte Aspekte des Buches damals einfach noch zu jung war.

Ewig dankbar werde ich einem ganz lieben Freund dafür sein, daß er mir die Bücher von John Irving empfohlen hat. Damit hat er mein Leben sehr bereichert.

Seinerzeit habe ich mir von Elke Heidenreich "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón empfehlen lassen. Kurz darauf habe ich aufgehört, mir ihre Sendung anzuschauen, weil es damals meinem Geldbeutel einfach nicht zuträglich war.

Sonntag, 30. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 11

EIN BUCH, DAS ICH EINMAL GELIEBT HABE, NUN ABER HASSE

Endlich mal eine Kategorie, die sich mit Leichtigkeit ausfüllen läßt.

Es ist nämlich so: Es gibt kein solches Buch.
Entweder, ich liebe ein Buch, oder eben nicht. Und es ist mir in meinem bisherigen Leben nie widerfahren, daß sich die Liebe zu einem Buch in Haß gewandelt hätte.

Samstag, 29. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 10

EIN BUCH MEINES LIEBLINGSAUTORS

Das heutige Thema legt eine Liste nahe, denn ich habe sehr viele Lieblingsautoren. Es wäre ja langweilig, sich nur auf einen zu beschränken.
Ich werde nun einfach den Namen des Schriftstellers/der Schriftstellerin aufschreiben und daneben eines ihrer Werke.
Die Reihenfolge ist rein zufällig - so eben, wie mir die Namen in den Sinn gekommen sind.
Na, dann wollen wir mal anfangen.

1. Oscar Wilde: "De Profundis"
2. Tschingis Aitmatow: "Der weiße Dampfer"
3. John Irving: "A Prayer for Owen Meany"
4. Juri Brezan: "Krabat oder die Verwandlung der Welt"
5. Thomas Bernhard: "Der Untergeher"
6. Walter Scott: "Ivanhoe"
7. Daniel Kehlmann: "Die Vermessung der Welt"
8. Johann Wolfgang Goethe: "Dichtung und Wahrheit"
9. J.R.R. Tolkien: "The Children of Hurin"
10. Thomas Hardy: "The Return of the Native"
11. Sigmund Freud: "Die Psychopathologie des Alltagslebens"
12. Franz Fühmann: "Das Nibelungenlied"
13. Thomas Ligotti: "The Nightmare Factory"
14. Stephen King: "Shining"
15. H.P. Lovecraft: "Der Schatten von Insmouth"
16. Charles Maturin: "Melmoth the Wanderer"
17. Gisela Kraft: "Prinz und Python"
18. Susanna Clarke: "The Ladies of Grace Adieu"
19. J.K. Rowling: "Harry Potter and the Halfblood Prince"
20. Ingeborg Bachmann: "Malina"

So.
Zwanzig sollten wohl genügen.

Freitag, 28. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 9

DAS ERSTE BUCH, DAS ICH GELESEN HABE

Das erste Buch, das ich jemals gelesen habe, war "Das Märchen vom weißen Mohren" von Ion Creanga, einem ungarischen Märchendichter.
Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Mutter, und ich war damals in der ersten Klasse.
Ich habe dieses Buch sehr geliebt. Erst einmal war die Geschichte sehr spannend. Ein wunderschönes Märchen eben. Und dann war as Buch sehr schön gestaltet - mit vielen, sehr kunstvollen Illustrationen, auf denen die handelnden Personen geradezu zum Leben erwachten.
Das Märchen ist die übliche Geschichte über Tapferkeit, Ehre, Verrat, Treue und Liebe. Es ist ssehr poetisch, und ich kann "Das Märchen vom weißen Mohren" eigentlich jedem nur ans Herz legen.

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 8

EIN BUCH, DAS MICH AN EINEN ORT ERINNERT

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Bücher sind für mich ständige Begleiter. Sie sind in gewisser Weise von jedem Ort losgelöst.

Allerdings...

Wenn es ein Buch gibt, das ich mit einem bestimmten Ort in Verbindung bringe, dann ist es John Irvings jünster Roman "Last Night in Twisted River", weil es das letzte Buch ist, das ich in meinem alten und gemütlichen Bett gelesen habe, ehe es - das Bett und der Rest des Zimmers - von einem Wohnungsbrand kurz vor Weihnachten letzten Jahres gänzlich zerstört wurde.
Somit erinnert mich dieser Roman an einen Ort, der ganz mein eigen und meine Zuflucht war, an den Ort, an dem ich an jedem Abend zurückkehren konnte und der mir die Gewißheit schenkte: Egal, wie mies der Tag war, für die Dauer der Nacht würde alles in Ordnung sein.

Mittwoch, 26. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 7

EIN BUCH, DAS MICH AN JEMANDEN ERINNERT

Im Prinzip erinnern mich alle Bücher von Tschingis Aitmatow an meinen Großvater, weil er es war, der mir diesen großen, kirgisischen Schriftsteller nahe gebracht hat.
Doch ein Buch verbinde ich ganz besonders mit ihm. Es ist die Novelle "Scheckiger Hund, der am Strand entlang läuft".
Eine Figur in diesem Buch ist ein alter Mann, der mit seinem Alter hadert. In sich trägt er immer noch die Wünsche, Gefühle und Träume eines jungen Mannes, aber sein altersschwacher, hinfälliger Körper hindert ihn daran, sie zu leben.
Als ich das las. habe ich begonnen, meinen Großvater gänzlich zu verstehen, und das war für uns beide ein wunderbares Geschenk.

Ein weiteres Buch, das ich mit der Erinnerung an einen lieben Menschen verbinde, ist der Roman "The Cider House Rules" von John Irving. Es erinnert mich an den Menschen, der mir das Buch geschenkt hat, um mich mit Irving bekannt zu machen.
Er mußte im letzten Jahr eine schwere Zeit durchmachen, und sein Gesundheitszustand läßt es nicht zu, daß wir Kontakt halten könnten. Aber ich denke oft an ihn, hoffe, daß es ihm gut und besser geht und wünsche ihm nur das Beste.

Dienstag, 25. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 6

EIN BUCH, DAS ICH NUR EINMAL LESEN KONNTE

Ein Buch, das ich definitiv niemals wieder lesen werden, ist der Kriminalroman "Interpretation of Murder" von Jed Rubenfeld. (Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel "Morddeutung" erschienen.)
Dieses Buch beweist, daß auch Menschen, die in Harvard Psychoanlyse studiert haben, nicht un bedingt gute Romane schreiben können.
Der Titel ist eine Anlehnung an die "Traumdeutung" von Sigmund Freud. Und das ist die erste, große Anmaßung.
Die Idee dieses Buches ist, Sigmund Freud in einem Kriminalroman auftreten zu lassen, der dann mit einem jungen Psychoanalytiker der Polizei bei der Aufklärung einer Mordserie behilflich ist. Und natürlich hat der junge Analytiker eine wunderschöne Patientin, die seltsam ist, ihn zu einer extremen Übertragungs-Reaktion reizt, und die irgend etwas mit dem Fall zu tun hat.
Also: Klischee, Klischee.
Die ständig wechselnde Erzählperspektive raubt der Geschichte dann auch den letzten Rest von Spannung.
Also: Ein langweiliges, klischeehaftes, überflüssiges und ödes Buch.
Ich werde es niemals, niemals wieder lesen.

So.

Und das war nun auch schon alles, was mir zu den Punkt eingefallen ist.
Ich beweise eben im Normalfall ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl meiner Bücher.

Montag, 24. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 4

EIN BUCH, DAS ICH IMMER UND IMMER WIEDER LESEN KÖNNTE

Oh, da gibt es eine ganze Menge.

Es gibt für mich eine ganz besondere Kathegorie von Büchern, die sich dadurch auszeichnet, daß ich Bücher, die ich dieser zuordne, mindestens fünf bis zehn mal lesen muß, einfach um genug davon zu bekommen. Und dann komme ich in ein Stadium, in dem ich das Buch an irgend einer Stelle aufschlagen und einfach lesen kann. Oder ich lese nur noch meine Lieblingsshtellen, bis ich es irgendwann einmal wieder von vorn beginne.

Zu diesen Büchern zählen die dreibändige Richelieu-Biographie von C.J. Burckhardt, "Jonathan Strange&Mr Norrel" von Susanna Clarke oder "The Lord of the Rings" von J.R.R. Tolkien.
In diese Kathegorie kommen auch ganz viele Gedichtbände: Sämtliche Gedichte von Rilke, Hilde Domin, Eva Strittmatter, Paul Celan, Oskar Loerke, William Yeats, Alfred Lord Tennyson, William Wordworth, Emily Dickinson, Ingeborg Bachmann, Walt Whitman.
Natürlich sind da auch die Märchen, Romane, Essays etc. von Oscar Wilde dabei. Ich habe eine GEsamtausgabe in einem Band.

Und nicht zu vergessen: Meine All-Time-Favorites.
Die Bücher von John Irving kann man gar nicht oft genug lesen, weil man jedesmal etwas Neues darin entdeckt. Und es macht auch einfach Spaß, ein Buch richtig gut - quasi aus dem FF - zu kennen.
Auch hier darf ich die Harry-Potter-Bände von J.K. Rowling nicht vergessen. Nun, da sie alle vollständig vorliegen, ist es sogar ein besonderes Vergnügen, sich vom ersten bis zum letzten Band durchzulesen.

"Die Göttliche Komödie" von Dante ist auch ein gutes Buch für den Nachttisch, ebenso "Menschliches, Allzumenschliches" von Friedrich Nitzsche.
Ich weiß nicht, ob ich es wagen soll, hier die "Kritiken" von Immanuel Kant zu erwähnen. Ich habe nun einmal Philosophie dazu. Ich lese sehr gern in diesem Buch, und ebenso in den Gesammelten Werken von Arthur Schopenhauer.

Bücher mit Märchen und Geschichten sind ja geradezu dazu bestimmt, immer wieder und wieder gelesen zu werden.
Ich habe da auch meine diversen Bände mit deutschen und thüringer Sagen, die "Sagen des KLassischen Altertums" von Gustav Schwab oder eben die EDDA.

Und dann gibt es noch das EINE BUCH, das ich immer wieder und wieder gelesen habe und lese, seit ich ein kleines Mädchen war. Die Rede ist von der Bibel. Nur, daß ich in der Zwischenzeit von der Lutherbibel zur katholischen Ausgabe gewechselt bin.

Also: Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie sollte erst einmal genügen.

Sonntag, 23. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER : Tag 4

MEIN HASSBUCH

Es gibt viele Bücher, die ich nicht mag, weil sie mich gelangweilt haben oder meiner Ansicht nach schlecht geschrieben waren oder einfach dumm sind.
Aber es gibt nur ein Buch, das ich wirklich und von ganzem Herzen hasse. Es ist der berühmt-berüchtigte "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann (1809 - 1894), und die anhaltende Beliebtheit dieses Machwerkes ist das deutlichste Zeichen der Kinderfeindlichkeit in diesem unseren Land.
Eltern, die ihr Kind mit dem Struwwelpeter konfrontieren, müssen ihre Kinder wirklich verabscheuen, ansonsten würden sie ihnen derartiges nicht antun. Vielleicht tun sie es aus Rache dafür, daß sie selbst diese Folter durchstehen mußten und denken sich: Warum sollten es ihre Kinder besser haben?

Wer wissen will, was Schwarze Pädagogik ist, der soll sich dieses Schandwerk anschauen.
Andere Sachen von diesem Kaliber werden heute als jugendgefährdend indiziert. Nicht aber dieses furchtbare Werk mit seinen mehr als häßlichen, häßlichen Zeichnungen und seinen Geschichten, die man nicht anders als abartig und pervers bezeichnen kann.

In jeder Geschichte geht es darum, daß ein Kind für ein Fehlverhalten mit dem Leben oder der köprerlichen Unversehrtheit bezahlen muß.
Was soll das?
Damit treibt man Kinder in die Depression und mitunter sogar in den Freitod.
Dieses Buch ist gefährlich.
Es hat mehr Kinderseelen auf dem Gewissen als alle Killerspiele dieser Welt zusammen.

Für mich als Kind war dieses Buch ein Trauma. Schlimmer war nur die Episode, in der mich als Dreijährige meine Mutter auf dem Dorffriedhof vergessen hatte.
Ich hatte danach furchtbare Alpträume.
In den meisten davon mußte ich bei lebendigem Leib verbrennen - wie die kleine Pauline aus der "Gar traurigen Geschichte mit den Zündhölzern". Und ich war ungefähr fünf, als ich die Geschichten zum ersten Mal ertragen mußte.
Bis dahin war ich ein fröhliches Kind gewesen. Danach war ich nie wieder die selbe.

Die Geschichte dieses Buches ist interessant. Der Verfasser Hoffmann hat dieses Buch FÜR SEINE KINDER gemacht. Als Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
Daran zeigen sich zwei Dinge:
(1) Dieser Mann war zu geizig, seinen Kindern ordentliche Geschenke zu kaufen.
(2) Dieser Mann hat nichts auf der Welt so sehr gehaßt wie seine Kinder.
Der Mann war Psychiater. Vielleicht erklärt das einiges. Aber es entschuldigt nichts.
Wie die Kinder darauf reagiert haben, darüber schweigt die Geschichte. Vermutlich waren sie "begeistert" (Achtung, Sarkasmus!).

Zwei Dinge wünsche ich mir.
Zum ersten würde ich gern einmal von ein paar anderen Kindern, und solchen, die es waren, wissen, welche schrecklichen Erfahrungen sie mit dem Struwwelpeter gemacht haben.
Zum zweiten würde ich gern von euch, liebe Eltern, wissen: Welcher Teufel reitet euch immer wieder, euren Kindern dieses furchtbare Buch in die Hände zu geben! Wißt ihr, was ihr ihnen damit antut? Man erzieht Kinder nicht, indem man ihnen die Todesfurcht einpflanzt und ihre Seelen foltert.

Ehrlich, ich bin ein erklärter Feind jeglicher Art von Zensur. Ich bin eine erklärte Feindin von jeder Art von Bücherverbrennung.
Aber wenn es ein Buch verdient hat, der Flammen und der Vergessenheit zu werden, dann ist es der "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann. Es wäre besser für uns, unsere Kinder und unsere Zukunft.

Samstag, 22. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag 3

MEIN LIEBLINGSBUCH

Das ist eine schwere Frage, auf die ich keine leichte Antwort habe.
Ich liebe Bücher so sehr und habe so viele Lieblingsschriftsteller und Lieblingsdichter, daß ich keinen und keines davon über die anderen hervorheben möchte.
Vielleicht mache ich eine kleine Liste, die es mir auch erlaubt, ein wenig in Plauderei zu verfallen.

Eines der ersten Bücher, die ich als Kind wirklich verschlungen habe, war "Ivanhoe" von Walter Scott. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Buch gelesen habe. Meine alte Ausgabe ist jedenfalls ziemlich zerschlissen und mehrfach von meinem Großvater und mir repariert worden.
Warum mochte und mag ich dieses Buch?
Nun, es ist eine spannende Geschichte. Liebe, Abenteuer, Spannung, Ehre, Kampf - alles, was dazu gehört.
Die Helden meiner Kindheit, Robin Hood und Richard Löwenherz, sind dabei.
Das Buch ist nicht ohne Humor geschrieben. Die Charaktere sind unheimlich fesseln.
Meine Lieblingsfigur ist der Tempelritter Brian de Bouis-Guilbert, der sich am Ende für das Leben seiner Geliebten opfert.
Ja, "Ivanhoe" ist ein großartiges Buch.

Ein weiteres Buch, an dem ich sehr hänge, ist "Moby Dick" von Hermann Melville. Dieser Roman war für mich eine Offenbarung.

Dann bin ich natürlich ein großer Fan der Harry-Potter-Bücher von J.K. Rowling. Ich glaube, das muß ich nicht näher begründen.
Vielleicht nur soviel: Meine Lieblingsfigur ist Severus Snape.

Es gibt selbstverständlich auch noch die wundervollen Bücher von Tschingis Aitmatow, von denen das wichtigste "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" ist.

Es gibt "The Cider House Rules", "Last Night in Twisted River" und "A Prayer for Owen Meany" von John Irving.

Es gibt all die Schriften von Oscar Wilde.

Und es gibt die wundervolle Novelle "Nikki - Oder das Leben eines Hundes" von Tibor Dery.

Aber ich habe natürlich meinen alltäglichen Begleiter. Ein Buch, das ich niemals aus der Hand gebe. Das ist allerdings kein Roman. Es ist die Gedichtsammlung "Leaves of Grass" von Walt Whitman. Diese Gedichte sind wunderschön, und ganz gleich, was man fühlt, wie man empfindet, man findet bei ihnen immer eine Heimstatt.

So, das ist nun ein kleiner Einblick in meine Lieblingsbücher.

Freitag, 21. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: Tag Zwei

DAS BUCH, DAS ICH ALS NÄCHSTES LESEN WILL

Definitiv einer der nächsten Bücher auf meinem Stapel ist "Galapagos" von Kurt Vonnegut. Es ist eine sehr originelle und aberwitzig absurde Geschichte. Ein bißchen Weltende, ein bißchen Darwin, ein bißchen Geistergeschichte. Es ist für jeden etwas dabei.
Vor einigen Jahren habe ich das Buch in der LESEZEIT bei MDR FIGARO gehört. In meinem Besitz befindet es sich seit Ende April.

Ansonsten stehen auch einige Wieder-Zulesende auf meinem Plan. Wiederholung ist eben die Mutter der Weisheit. Ein Fachbuch wird auch dabei sein, z.B. "Volksmedizinische Botanik der Germanen" von Max Höfler.

Aber schaun wir mal.
Es fließt jeden Tag viel Wasser die Ilm entlang.

Genau werde ich erst dan wissen, welches Buch ich als nächstes lese, wenn ich es in den Händen halte.

Donnerstag, 20. Mai 2010

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER: TAG EINS

DAS BUCH, DAS ICH ZURZEIT LESE

Ich bin eine notorische Mehrspurleserin. Also ist es auch nicht verwunderlich, daß ich zurzeit zwei Bücher lese.
1. Stephen King "Lisey's Story"
2. Philippe Erlanger "Richelieu"


Das Stephen-King-Buch liegt im Prinzip seit Februar auf meinem Stapel. Am Dienstag habe ich nun die Lektüre begonnen. Es ist richtig guter Stephen-King-Stoff. Aber gerade bei Büchern, die mir gefallen, lasse ich mir gern Zeit.
Mehr darüber gibt es dann, wenn ich mit dem Buch am Ende bin.

Die Richelieu-Biographie ist - ZVAB sei Dank - erst heute in meinen Briefkasten geflattert. Viele Jahre lang war die einzige Quelle für mein Wissen über Kardinal Richelieu die dreibändige Biographie von C.J. Burckhardt. Aber nach einer langen Diskussion mit einer Freundin darüber, daß man niemals einseitigem Wissen trauen darf, las ich - ich habe im Blog davon berichtet - die sehr negativ getönte Richelieu-Biographie von Uwe Schultz.
Nun, mich hat das auf den Geschmack gebracht, und so muß nun der Erlanger verschlungen werden. Der Autor ist Franzose, die Übersetzung ist stilistisch 1A. Es ist ein gutes Buch. Wenn ich es durchgelesen habe, werde ich davon berichten.

EINUNDDREISSIG TAGE --- EINUNDDREISSIG BUECHER

Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 2 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
Tag 3 – Dein Lieblingsbuch
Tag 4 – Dein Hassbuch
Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst
Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
Tag 8 – Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
Tag 9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast
Tag 10 – Ein Buch von deinem Lieblingsautoren
Tag 11 – Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Tag 12 – Ein Buch, das du empfohlen bekommen hast
Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Tag 14 – Ein Buch aus deiner Kindheit
Tag 15 – Das 4. Buch in deinem Regal v.l.
Tag 16 – Das 9. Buch in deinem Regal v.r.
Tag 17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen
Tag 18 – Das Buch, mit dem schönsten Cover, das du besitzt
Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest
Tag 20 – Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat
Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast
Tag 25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt
Tag 26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest
Tag 27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist
Tag 28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt???
Tag 30 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 31 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst

APHORISMUS IV

Es ist gut und ratsam, sein Wissen aus verschiedenen Quellen zu schöpfen.
So lernt man, das verdorbene Wasser von dem reinen zu unterscheiden.

Samstag, 15. Mai 2010

Uwe Schultz "RICHELIEU - DER KARDINAL DES KÖNIGS"



"Er hat mir zu viel Gutes getan, um schlecht über ihn zu reden,
Er hat mir zuviel Schlechtes getan, um gut über ihn zu reden."
So äußerte sich der Dichter Corneille (1606 - 1685) zurückhaltend nach dem Tod von Kardinal Armand Jean du Plessis Herzog von Richelieu.
Uwe Schultz, der 1936 in Hamburg geborene Publizist, ließ es an Corneilles Zurückhaltung fehlen, als er sein Werk "Richelieu - Der Kardinal des Königs" verfaßte. Zwar gibt er zu, im Epilog des Buches, daß der Kardinal, der wie kein anderer im 17. Jahrhundert das Geschick von Frankreich und Europa zu lenken verstand, eine durchaus vielseitige Persönlichkeit war, deren Bewertung durch die Nachwelt "zwischen glühender Bewunderung und grenzenloser Ablehnung" schwankt, doch sein Urteil fällt harsch und einseitig aus, wenn er sich daran macht, Richelieu auf gut dreihundertundvierzig Seiten als skrupellosen Machtmenschen beschreibt, der über Leichen geht und für den keine Grenzen existieren.

Abgesehen davon nimmt sich das Buch im Allgemeinen recht schwachbrüstig aus. Wer C.J. Burckhadts große, dreibändige Richelieu-Biographie kennt, wird von Schultz' Versuch deshalb eher enttäuscht sein. Er legt den Schwerpunkt einddeutig auf die Belagerung von La Rochelle (1627/28) und hält danach den Aufstieg des Kardinals für abgeschlossen. Zu Richelieus europaweitem Wirken in den 1630er Jahren, vor allem von seinem Anteil am Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, findet er nur einige marginale Worte. Somit bleibt dem, der keine Vorkenntnisse besitzt, die wirkliche Stellung RIchelieus in der französischen und europäischen Geschichte verborgen.
Recht interessant ist, was Schultz über Jugend und Familie des Kardinals zu sagen weiß, doch auch hier bleibt er nur an der Oberfläche.
In keiner Stelle des Buches tritt einem der Kardinal als Mensch entgegen. Der Verfasser scheint ebenso große Hemmungen zu haben. Fast verächtlich nennt er ihn "Kardinal-Minister" oder "Kardinal-Premierminister", und er läßt es nicht aus, jeglicher Handlung des Kardinals einen negativen Beigeschmack zu verleihen. So sieht er darin, daß Richelieu nach der gewonnenen Belagerung von La Rochelle kein Massaker unter den Hugenotten veranstalten und diese bis zum Tode verfolgen ließ, eine nur schwache Verwurzelung in seinem katholischen Glauben.
Darüber hinaus schmälert er den geschichtswissenschaftlichen Wert seines Buches, indem er Gerüchte als Tatsachen verkauft.
Auch bringt er viele der Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Kardinals durcheinander und ignoriert beispielsweise die Tatsache, daß Marschall Schomberg schon ltz 1632 verstarb, indem er diesem eine Rolle bei der Cinq-Mars-Affäire (1635 -1641) zuschrieb.
SChultz' Buch wird der Figur des Armand Jean du Plessis, Kardinal de Richelieu nicht gerecht. Der Autor ist geradezu versessen darauf, den Kardinal als zerfressen von Gier und Machthunger und als einsamen Menschen, der außer Pater Jospeh keine engen Freunde hatte, zu sehen, daß er große Teile von dessen Persönlichkeit übersieht oder einfach leugnet.
Schultz leugnet den großen Staatsmann, den geschickten Diplomaten, den klugen Realpolitiker, den Priester, den Katholiken, den Familienmenschen, den Menschen und den Mann Richelieu. Er verschweigt, daß Richelieu sehr viele Freunde hatte, die ihm treu ergeben waren und denen er seinerseits die Treue hielt. Er verschweigt, daß Richelieu nie aufgehört hat, Priester zu sein, daß er täglich der Messe beiwohnte, wöchentlich beichtete und sich zweimal im Jahr in ein Kloster zu geistigen Exerzizien zurückzog. Er verschweigt, daß der Kardinal ein großer Tierfreund war, dem man viel Geschick im Umgang mit Pferden nachsagte, und der zum Zeitpunkt seines Todes fünfzehn Katzen. Und er verschweigt, daß Richelieu aufrichtig sein ganzes Streben - auf Kosten der eigenen Gesundheit - der Errichtung des Absolutismus in Frankreich widmete.
Mag sein, daß auch viele Schattenseiten den Charakter des Kardinals verdunkeln, aber wer die Macht ergreift und sie nicht nur um ihrer selbst willen, wie es unter heutogen Politkern so Mode geworden ist, innehaben will, sondern wer die Macht will, um damit die Welt zu verändern, der lädt eine große Verantwortung auf sich und kann dann einfach nicht nur Gutes tun, sondern muß tun, was getan werden muß. So hielt es Richelieu.
Fazit: Schultz' Buch ist durchaus lesenswert,allerdings sollte diese Lektüre unbedingt durch die dreibändige Biographie von C.J. Burckhardt ergänzt werden, denn diese Bücher besitzen den Tiefgang, die Ibjektivität und die Hindergründigkeit, die in SChultz' Werk so sehr fehlen.
Nach Richelieus Tod soll Papst Urban VIII (1586 - 1644) gesagt haben: "Wenn es einen Gott gibt, so wird er's vergelten. Wenn nicht, dann war dies in der Tat ein tüchtiger Mann."
Wollen wir es dabei belassen.



Uwe Schultz (2009) "Richelieu - Der Kardinal des Königs. Eine Biographie"
Verlag C.H. Beck oHG, München
ISBN 978-3-406-58358-2

Mittwoch, 12. Mai 2010

DIVERSE ZEITGENÖSSISCHE SAVONAROLA-BIOGRAPHIEN

Nachdem ich gestern die Savonarola-Biographie von Joseph SChnitzer vorgestellt habe, möchte ich diesen Beitrag um eine kleine Übersicht diverser zeitgenössischer Lebensbeschreibungen des Frate vorstellen.

1. Ernst Piper "Savonarola - Prophet der Diktatur Gottes"
(erschienen bei: [2009] Allitera-Verlag - Ein Verlag der Buch&Media GmbH, München)
ISBN; 973-86520-327-4; € 16,90

Das ist die neueste, deutschsprachige Publikation, die dem Frate gewidmet ist. Das Buch ist ein akzeptabler Einstieg. Es ist ein recht schmaler Band, der leider nur an der Oberfläche bleibt.
Allerdings ist es von all den Büchern zum Thema, die ich hier vorstelle, das einzige, das noch im Handel erhältlich ist.
Der Autor st der Berliner Historiker und Privat-Dozent Ernst Piper (Jahrgang 1952).
Ein wenig mehr Tiefgang hätte dem Buch nicht geschadet, jedoch hat der Autor großen Kenntnisreichtum in der philosophischen und kirchenhistorischen Wertung der Figur des Girolamo Savonarola bewießn.
Das Buch ist ein guter Einstieg in die Materie, der aber zu weiteren Recherchen inspirieren sollte.

2. Horst Herrmann "Savonarola - Der Ketzer von San Marco"
(erschienen: [1977] C. Bertelsmann Verlag GmbH München)
ISBN: 3-570-2932-8

Der Titel dieses Buches ist programmatisch. Herrmann bezeichnet Savonarola als Ketzer und hat dafür auch seine guten Gründe. Leider haben die nichts mit der Person des Frate zu tun, sondern einzig und allein mit der Einstellung des Herrn Herrmann gegenüber der katholischen Kirche. Der 1940 in SChruns/Voralberg geborene Professor für Kirchenrecht verließ nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der Katholischen Kirche dieselbe, und er fand in Savonarola einen Kanal für seine Kirchenkritik. Leider ist deshalb in seinem Buch die Biographie des Frate zur Nebensache geworden, zumal Herrmann alles daran setzt, um aus Savonarola einen Vordenker Luthers zu machen, was meiner Ansicht nach mehr als ungerechtfertigt ist. Auch kann man sich beim Lesen des Eindrucks nicht erwehren, Herrmann habe lieber eine Biographie des deutschen Reformators aus Wittemberg geschrieben.
Dennoch kann die Lektüre lohnenswert sein, denn der elegante und eloquente Stil des Autors machen das Lesen angenehm.
Das Buch ist vergriffen, kann jedoch leicht antiquarisch besorgt werden.

3. Pierre Antonetti "Savonarola - Die Biographie" (aus dem Französischen übertragen von Elisabeth Mainberger-Ruh)
(erschienen bei: [2007] Patmos Verlag Gmbh&Co. KG., Düsseldorf)
ISBN: 978-3-491-69145-2

Daß dieses Buch vergriffen ist, ist sehr bedauerlich, denn es ist lesenswert, informativ, gehaltvoll und interessant. Beginnend bei Savonarolas Familiengeschichte entfaltet Antonetti das Leben des Frate mit seinen Höhen und Tiefen. Er versucht nicht, zu psychologisieren. Er ist ein sachlicher, neutraler Beobachter, der von keinen eigenen antiklerikalen Einstellungen behindert wird. Das ist moderne Geschichtsschreibung, wie sie sein soll und muß.
EIn Nachteil ist, daß der Autor recht viel vorausstetzt, was die Kenntnis der italienischen Renaissance betrachtet, aber dem kann man beikommen mit der Lektüre von J. Burckhardts "Die Kultur der Renaissance in Italien".
Und auch viele zeitgenössische Begriffe wie "Arrabiati", "Signoria" oder "Pianoni" läßt er ungeklärt. Aber dadurch regt er den Leser zu weiterer Recherche an; und das kann ja auch so schlecht nicht sein.
Es stört ein wenig, daß Antonetti immer wieder auf die angebliche "ausgesprochene Häßlichkeit" (z.Bsp. S. 20) zu sprechen kommt, der sich der Frate offenbar nicht bewußt war, trat er ohne zu zögern als Prediger vor das Volk. Aber SChönheit liegt, wie es so schön heißt, im vielzitierten Auge des Betrachters.
Antiquarisch sollte das Buch recht einfach zu beschaffen sein, da es erst seit Ende 2009 vergriffen ist. Meiner Ansicht nach ist es das Buch, das am besten zum Einstieg geeignet ist


4. Lauro Martines "Fire in the City - Savonarola and the Struggle for Renaussance Florence"
(Erschienen bei: [2006] Oxford University Press, Oxford, New York)
ISBN: 978-0-532710-6, ca. € 24,99)<

Dieses Buch ist nicht vergriffen, aber nur in englischer Sprache zu haben. Schon aus diesem Grund ist es in unseren Breiten eher für Enthusiasten, als für Einsteiger geeignet.
Allerdings punktet das Buch schon am Anfang mit dem, was bei Antonetti so sehr fehlt. MArtines beginnt sein Buch mit einem Glossar, das sehr hilfreich ist für die weitere Lektüre und das Verständnis.
Der Autor selbst legt sehr viel Wert darauf, keine Biographie geschrieben zu haben, sondern eher eine essayistische Beiographische Betrachtung. Er legt den SChwerpunkt auch auf die florentiner Jahre des Frate. Er läßt es jedoch nicht aus, auch das vorhergehende Leben des Fra Girolamo zu beschreiben.
Er findet einen guten Ausgleich zwischen Beschreibung und Erzählung. Der Stil hat es etwas Romanhaftes an sich. Er erweckt das Florenz des Fra Girolamo zum Leben, und der Leser wird förmlich gefesselt.
Wer sich also von der Fremdsprache nicht abschrecken läßt, findet hier ein sehr gutes Buch, das mehr als nur Geschichtswissen vermittelt.
Dieses Büch ist Übrigens bei Random House unter dem Titel "Sourge and Fire: Savonarola in Renaissance Italy: Savonarola and Renaissance Italy" (ISBN: 978-1844134137)zu dem günstigeren Preis von ca. € 10,99 erschienen.

Dienstag, 11. Mai 2010

Joseph Schnitzer: "SAVONAROLA - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance

Im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert wütete die Pest, der Schwarze Tod, in Europa und entvölkertere zahlreiche Landstriche. Für die Menschen, die jenes Elend überstanden, brach eine neue Zeit, eine neue Ordnung der Dinge an. Nichts war mehr, wie es einmal gewesen war. Die Knechte erhoben sich zu Herren, weil ihre Herren nicht mehr am Leben waren.
Und die Überlebenden begriffen sich selbst und das Leben neu. Freude wuchs in ihnen, noch unter der Sonne wandeln zu können, und das spiegelte sich wieder in ihren Taten.
So erhob sich das glanzvolle Zeitalter der Renaissance aus der Todesnacht der Pestilenz.

Mit der Renaissance, die im sonnigen Italien ihren Anfang nahm, änderte sich das Weltbild der Zeit. Der Mensch trat in den Mittelpunkt. Wissenschaft und Forschung trieben erste Blüten, und die Kunst - in Literatur, Musik und Malerei - erhob sich zu selten erreichter Vollkommenheit.
Mit den Worten von Friedrich Engels: "Es war die größte progressive Umwälzung, die die Menschheit bis dahin erlebt hatte, eine Zeit, die Riesen brauchte und Riesen zeugte, Riesen an Denkkraft, Leidenschaft und Charakter, an Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit." (Engels, 1962, S. 312)

Viele große Namen verbindet man mit jener Epoche abendländischer Geschichte: Leonardo, Michelangelo, Pico della Mirandola, Bottivcelli.
Doch eine Persönlichkeit wird oft verschwiegen, weil sie so anders ist als ihre Zeit, weil sie scheinbar von einem anderen Feuer erleuchtet wird, als die anderen Großen.
Die Rede ist von Girolamo Savonarola. Von vielen seiner Zeitgenossen wurde der Dominikaterpater aus Ferrara, der in Florenz lebte und wirkte, als Heiliger und Prophet verehrt, von anderen wurde er für seine Sittenpredigten und seine politische Agitation verdammt. Am Ende landete er, wie viele seines Geistes, auf dem Scheiterhaufen.

Ein Forscher, der sich mit besonderer Hingabe dem Leben und Wirken Savonarolas gewidmet hat, war der aus Lauingen in Schwaben stammende Kirchenhistoriker Joseph Schnitzer (1859 - 1939).
Seine zweibändige Biographie "Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance" ist noch immer das umfassendste deutschsprachige Werk zu der Person des Fra Girolamo.

Das Werk ist in zwei Bände unterteilt.
Im ersten Band, überschrieben mit "Das Leben", widmet sich Schnitzer der Biographie des Dominikanerpaters. Mit sehr viel Liebe zu Fakten und Details beschreibt er die Herkunft der Familie Savonarola, die Jugend des Girolamo und wie dieser schließlich den Weg in den Dominikaner-Orden fanden und dort bis zum Prior des florentinischen Konvents von San Marco aufstieg. Er beschreibt seinen Weg zum politischen Agitator, wie sein Einfluß wuchs und unter seiner Führung in Florenz eine neu sittliche Ordnung errichtet wurde. Schließlich beschreibt er seinen Fall und seinen Tod. Dabei erweckt er den Prior von San Marco, den Asketen, den Gläubigen, den frommen Mann und den heißblütigen Prediger, zum Leben. Fasettenreich und stark schildert er Savonarolas Persönlichkeit in ihrer Zeit.
Im zweiten Band, der den Titel "Das Streben" trägt, befaßt sich Schnitzer eingehender mit Savonarolas Werken, mit seinen Predigten, Schriften und Traktaten. Auch hier bleibt er lebensnah und lebendig, und er ergänzt seine Ausführungen mit zahlreichen Betrachtungen über Kunst und Kultur der Renaissance. Nicht zuletzt beschreibt er hier den Einfluß, den der Frate auf seine Zeitgenossen ausübte. Erzählt wird zum Beispiel die Anekdote, daß Savonarola mit einer Predigt den Künstler Michelangelo so verängstigt habe, daß dieser sein Hab und Gut zusammenraffte und aus der Stadt Florenz floh.

Auf der Bühne des Dramas, welches das Leben des Girolamo Savonarola umfaßt, treten all die Großen ihrer Zeit auf, die Medicis, die Borgias. Laster und Tugenden stehen neben einander und schaffen es doch nicht, sich mit einander zu versöhnen.
Und in der Mitte alldessen steht der Frate, der kleine Mönch aus Ferrara, eine "völlig zu Feuer und Flamme gewordene Persönlichkeit" (Burckhardt, 2004, S. 512)
Schnitzer nähert sich ihm mit Wohlwollen, aber ohne ihn zu verklären. Der Savonarola, den er uns in seinem Werk zeigt, ist ein Mensch.

Schnitzers Savonarola-Biographie, die im Jahr 1924 erschienen ist, ist mit Liebe geschrieben. Sie ist umfangreich, detailreich, reich an Fakten und Hintergründen und trotz ihres Alters sehr gut lesbar. Schnitzers Stil ist nicht akademisch-trocken, sondern von nahezu romancierhafter Eleganz.
Leider gibt es von diesem großartigen Werk keinen Nachdruck, dennoch ist es um vieles lesenswerter als anderer, zeitgenössische deutsche Publikationen.

Literatur

Schnitzer, Jakob (1924) Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance, Band I: Das Leben, Verlag von Ernst Reinhardt, München
Schnitzer, Jakob (1924) Savonarola - Ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance, Band II: Das Streben, Verlag von Ernst Reinhardt, München
Engels, Friedrich (1962)Dialektik der Natur. In: Marx, Karl/Engels, Friedrich (1962) Werke, Band 20, (Karl) Dietz Verlag, Berlin
Burckhardt, Jakob (1924) Die Kultur der Renaissance in Italien - ein Versuch, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg

Montag, 10. Mai 2010

Samstag, 8. Mai 2010

BOTSCHAFT

Hoch steigen die Greife
über die Wälder
aus singenden Fichten.

Was will uns
der Himmel sagen,
wenn er sich
verdunkelt?



.

Montag, 3. Mai 2010

WO ALLE FLÜSSE ENDEN

Wo alle Flüsse enden,
enden auch wir.

Wir verströmen uns
alle
ins Grenzenlose
und atmen laut
und lachen
und leben -
mein Herz! -
und leben.




.

Freitag, 26. Februar 2010

THÜRINGER ANSICHTEN

Auf der Eckardtsburg bei Eckardtsberga.


Ist das ein Geist, der auf der Eckardtsburg bei Eckardtsberga sein Wesen treibt?


Ein Blick hinab ins Thüringer Becken! Von der Eckardtsburg!

Sehr geehrte Frau Käßmann!

Ich bedauere es sehr, daß sie als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten sind. Sicher haben Sie die Entscheidung getroffen, die Ihrem Gewissen entspricht, mit der Sie am besten leben können, und das respektiere ich. Zumal Sie mit dieser Tat sehr viel Anstand und Charakter gezeigt haben, und so mancher unserer "Amtsträger" in diesem Lande könnte sich daran ein Beispiel nehmen.

Ich möchte auch sagen, daß ich Sie in diesen Positionen vermissen werde. Sie haben Ihre Ämter immer auf besondere Weise mit Leben und Inhalt gefüllt. Sie waren, ja, Sie sind eine von jenen, die nicht nur nach Amt und Würden um deren selbst willen gestrebt haben. Nein, Sie haben sich engagiert, um etwas zu bewegen, um Veränderung zu bringen und vielleicht sogar, um die Welt ein wenig besser zu machen. Dabei haben Sie immer Ihr Herz auf der Zunge getragen, was Ihnen so manche Kritik beingebracht und Sie in so manches Fettnäpfen hat treten lassen. Trotzdem sind Sie unbeirrt weitergegangen durch die Höhen und Tiefen des Lebens, das Ihnen viel Licht geschenkt, aber auch viele Lasten auferlegt hat.
Durch Ihren Mut in Ihrem Amt wie in Ihrem Leben waren Sie für viele ein Vorbild - auch für mich, obwohl ich Ihnen oftmals eher kritisch gegenüber stand. Aber für mich ist lebendiger Dissenz höher zu bewerten als lebloser, monotoner Konsenz.
Gerade durch Ihre Haltung, die vielen auch unbequem war, haben Sie die Dinge vorangetrieben. Sie waren ein Wetzstein für kritische Geister unter den Christen beiderlei Ausrichtungen.
Sie waren eine Stimme, die gehört wurde.

Ich kann und will nicht glauben, daß dies nun alles vorüber sein soll.

Ich habe relativ spät erfahren, was sich zugetragen hat. Sie sind mit 1,54 Promille Alkohol im Blut in eine Polizeikontrolle geraten, nachdem Sie über eine rote Ampel gefahren waren.
Es versteht sich wohl von selbst, daß dies kein Kavaliersdelikt ist, vor allem, wenn man bedenkt, zu wieviel schweren und tödlichen Unfällen Alkohol im Straßenverkehr führt, und wie viele Menschen deswegen immer wieder schuldlos zu Schaden oder zu Tode kommen. Es gibt an dieser Tat nichts zu beschönigen.
Aber es gibt auch nichts zu verdammen.
Wenn man eine solche Tat begeht, Reue zeigt, die Verantwortung übernimmt und die Strafe dafür trägt, ist die Schuld abgeglichen.

Ich gebe zu, ich war höchst konsterniert, als ich erfuhr, was sich zugetragen hatte, und ich gebe auch zu, daß mir der eine oder andere spöttische Gedanke gekommen ist. Ich bedauere dies, aber es ist nun einmal so, wie der Volksmund sagt: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Dann ist es wieder so: Wer von uns ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Sie sagen, Sie fürchten, daß nun, nach dieser aktenkundlich gewordenen Trunkenheitsfahrt, ihre moralische Integrität geschädigt sei.
Aber das ist nicht wahr.
Menschen machen Fehler. Aber trotzdem bleiben sie die, die sie sind.
Mag sein, daß es den einen oder anderen nun geben mag, der Ihnen nun mit Geringschätzung begegnet. Aber was macht das schon? Das ändert nicht den Menschen, der sie sind.
In einem seiner Bücher schreibt der Dalai Lama sinngemäß: Auch wenn die Tibeter ihn Ozean der Weisheit und die Chinesen den Wolf in Orange nennen, bleibt er doch nur ein einfacher Mensch.
So ist es mit uns allen. Wir sind nicht das, was die anderen von uns halten. Wir sind das, was wir selbst von uns halten.

Ihr Rücktritt, liebe Frau Käßmann, hat mich traurig gemacht, weil Sie damit ein Zeichen gesetzt haben, das nicht nur positiv ist.
Sicher bekommen Sie viel Lob für Ihr Rückgrat, für Ihre moralische Integrität.
Aber das Problem liegt tiefer: Die moralisch integren Menschen ergreifen die Verantwortung für ihr Verhalten, die moralisch verdorbenen Menschen tun es nicht. Deshalb treten die ehrenhaften Menschen zurück, und die anderen bleiben auf ihren Posten. Sie bleiben Ministerpräsidenten, Bundeskanzler, Außenminister. Sie übernehmen keine Verantwortung. Sie sitzen die Vorwürfe aus, sie bleiben - und sie sind es, die uns beherrschen.
So ist es.
Wir werden von seelisch und moralisch verdorbenen Menschen beherrscht, weil die guten Menschen sich zu leicht vertreiben lassen.

Aber es gibt doch einen anderen Weg.
Man muß doch für seine Fehler und Sünden einstehen können, ohne gleich der Welt und den Menschen den Rücken zu kehren.
Es gibt diesen Weg.
Es ist der Weg der Reue, der Buße und der Vergebung, die von Gott kommt.

Und es ist auch klar, daß nun die Medienwelt ihren Kübel Häme über Ihnen vergießen wird. Aber das können Sie nicht verhindern. Da müssen Sie durch. Denken Sie daran, wie unser Heiland verspotttet und gegeiselt wurde, und wie er es ertrug.

Christus starb am Kreuz, um uns von unseren Sünden zu befreien.
Aber dieses Geschenk Gottes müssen wir auch annehmen.

Was soll ich zum Schluß sagen?
Ich achte Ihre Entscheidung und bedauere Ihren Rücktritt. Ich hoffe, Sie bleiben uns erhalten als wache und mahnende Stimme im Sturm dieser Welt.
Bitte, fassen Sie meine Worte nicht als Anmaßung aus. Ich spreche als Christin zu Ihnen.
Wir brauchen gute, integre Menschen, die uns den Weg zeigen.
Bitte, bleiben Sie einer davon.

Hochachtungsvoll,
Ilka Lohmann

Mittwoch, 17. Februar 2010

Politischer Aschermittwoch in Deutschland 2010

Heute war es mal wieder soweit. Zum politischen Aschermittwoch gaben sich die Großen aller Parteien die Ehre und hielten in den trauten Kreisen ihrer Gesinnungsnossen große Reden.

Auch Guido Westerwelle war dabei. Außenminister und Vizekanzler verpflichtet eben, und ganz stolz verkündete er, daß er nur auf dem Parkett der Außenpolitik zur Diplomatie verpflichtet sei. Hier im Lande könne er die Wahrheit sagen - grob und klartextmäßig wie am besten Stammtisch.

Aber wir sollten uns in Acht nehmen vor solchen Leuten, die meinen, sie dürften andere Menschen geruhsam verunglimpfen, beleidigen und diffamieren, wenn es um die Wahrheit ginge. Eine solche Wahrheit ist erfahrungsgemäß nicht viel wert, und dem gesunden Menschenverstand ist ohnehin klar, wie es um dem Wahrheitsgehalt von Herrn Westerwelles Schimpfreden auf Sozialstaat und Hartz-IV bestellt ist. Da bleibt nämlich nicht viel übrig.

Herr Westerwelle verkündete mit großen Worten, er gehöre einer christlich-liberalen und nicht einer sozial-liberalen Koalition an. Was das heißen soll, weiß er vielleicht selbst nicht. Man braucht nur mal im Neuen Testament nachzulesen. Dort findet sich nichts darüber, daß man die Armen diffamieren und gegen einander aufhetzen soll. Vielmehr steht dort, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr kommt, als ein Reicher ins Himmelreich. Soviel zur christlichen Soziallehre.

Obendrein ist Christus für die Wahrheit gestorben, wie in den Evangelien nachzulesen. Christus schwieg, als Pilatus ihn fragte: "Was ist Wahrheit?" Herr Westerwelle hätte dem Stadthalter von Judäa wohl nur in drastischen Worten seine altrömische Dekadenz vorgeworfen.

Herr Westerwelle macht keinen Schritt zurück. Angriff sieht er als beste Verteidigung, und er macht so weiter, wie er nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Hartz-IV-Sätze als verfassungswidrig, als willkürlich festgesetzt und als gegen die Menschenwürde verstoßend bewertet hatte. Und er weiß auch, daß die Botschaft ankommt - an den Stammtischen in NRW und im Rest der Republik.

Sigmar Gabriel bemerkte sehr klug bei seiner Aschermittwochrede, daß das Ziel, das Westerwelle und Co. mit ihren Reden verfolgen, ganz klar darin liegt, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu demotivieren und von der Wahl fernzuhalten, damit langfristig nur noch ihre Klientel zur Wahl gehen und ihre Stimmen abgeben. Das stimmt. Denn die Untersuchungen zeigen, daß es gerade die armen Bevölkerungsschichten sind, die nicht zur Wahl gehen.

Aber nötig ist diese Mühe nicht. Durch ein ausgefeiltes System von Klientelpolitikl Lobbyismus und externes Beratertum ist das ganze System der repräsentativen Demokratie ohnehin schon unterminiert und existiert nur noch auf dem Papier. Das letzte, was Politiker interessiert, ist der Wählerwille.

Für Sarah Wagenknecht war Westerwellles Vizezanler- und Außenministerschaft der Beweis dafür, daß es keinen Gott gäbe, denn viele Stoßgebete zum Himmel, dieser Mann möge nie in Regierungsverantwortung geraten, sind ungehört geblieben. Das ist eine recht witzige Bemerkung, aber leider verbirgt sich dahinter eine bittere Wahrheit.

Dieser Mann, der in sich in so unverschämter, bornierter und dreister Weise über den Sozoialstaat und seine Errungenschaften hermacht, der die Armen aufhetzen will gegen die noch Ärmeren und der mit seiner Rede nichts als Unfrieden stiften will mit dem Ziel, eine Landtagswahl zu gewinnen, ist tatsächlich der Vizekanzler unseres Landes. Und während Frau Merkel noch zumindest versucht, die Kanzlerin aller Deutschen zu sein, zeigt Herr Westerwelle sehr deutlich, wessen Vizekanzler er ist. Und zu diesen Menschen zählen Bezieher von ALG-II offenbar nicht.

Aber die Sache ist die: Wir haben diesen Mann gewählt.

Jean Jacques Rousseau schreibt in seinem "Gesellschaftsvertrag", der übrigens Pflichtlektüre für jeden Staatsbürger sein sollte: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.

Haben wir ihn also verdient, diesen Herrn Westerwelle, der sich die Diplomatie für die Außenpolitik aufhebt und im eigenen Land den Volkston pflegt. Wir haben die Wahl, ihm nicht zuzuhören, seinen Worten keine Macht zu geben und seine sogenannten Wahrheiten als das zu entlarven, das sie sind - billige, volkstönende Stammtischparolen.

Dienstag, 16. Februar 2010

Guido Westerwelle und die Alten Römer

Toll trieben es die Alten Römer. Das wissen wir spätestens seit Asterix. Ihre Dekadenz war ebenso sprichwörtlich wie die Todesverachtung der Kelten. In ihren Arenen ließen sie nicht nur Gladiatoren auf Leben und Tod gegen einander kämpfen, sie warfen dort auch die Christen den Löwen zum Fraß vor und jubelten, wenn das Raubtier gewann. Sie hielten wahre Orgien ab, in denen sie aßen bis zum Erbrechen und darüber hinaus. Für diese Fälle gab es den Skalven mit dem Eimer und der Pfauenfeder. Sie ließen Sklaven für sich arbeiten. Sie hielten sich Lustknaben und Konkubinen, und nicht selten war - wie Pompej beweißt - das Freudenhaus die schönste Villa der Stadt.
Ja, die Alten Römer - sie lebten in Pomp und Verschwendung, und dafür wurden sie dann auch mit dem Untergang belohnt.

Natürlich müssen wir versuchen, solche Zustände in diesem, unserem Lande zu verhindern. Denn die Gefahr ist real, wie erst kürzlich Guido Westerwelle, seines Zeichens Außenminister, Vize-Kanzler und Bundesvorsitzender der FDP, anmerkte. Dabei hat er vor allem eine Bevölkerungsgruppe im Auge - die Bezieher von ALG II, kurz auch Hartz-IV-Empfänger genannt.
Diese Menschen haben keine Arbeit, also jede Menge Zeit, und mit 359 Euro im Monat haben sie es sich in der sozialen Hängematte so richtig gemütlich gemacht und lassen es sich jetzt gut gehen. Wein, Weib und Gesang! Löwen gegen Christen! Nur über Skalven mit Pfauenfedern hat man noch nichts gehört, aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

Die gute Nachricht dabei ist, daß diese Nevölkerungsgruppe, die auch gern als Bildungsferne Schicht bezeichnet wird, nun offenbar doch den Anschluß an die klassische abendländische Kultur gefunden hat. Sicher ließt man Ovids Liebeskunst, während man sich den gebratenen Fasan mit dem guten Chianti schmecken läßt, und bestürzte Sachbearbeiter des Arbeitsamtes müssen miterleben wie ihnen Zitate von Seneca und Marc Aurel - natürlich auf Latein - entgegengeschleudert werden. Ultra posse nemo obligatur.

So kann das doch nicht weitergehen. Der Meinung ist auch Herr Westerwelle. Deshalb fordert er lautstark und mit allem ihm zur Verfügung stehenden Populismus, daß sich da etwas ändern muß. Anlaß war ihm dafür das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Hartz-IV-Sätze als verfassungswidrig, weil willkürlich gesetzt bezeichnete. Damit verstoßen diese Regelsätze gegen das Grundgesetz und vor allem gegen das darin festgehaltene Gebot der Menschenwürde.
Nun will Westerwelle eine Debatte über den Sozialstaat anstoßen. Und dafür hat er auch seine guten Gründe.

Grund Nummer Eins: Herr Westerwelle sieht seine Felle davonschwimmen.
Noch nach der Bundestagswahl ließ er sich als großer Sieger feiern. Lauthals beschwor er das Wiedererstarken des "bürgerlichen" Lagers und versprach den Seinen eine Steuersenkung.
Da war das Leben noch in Ordnung.
Dann ging es Schalg auf Schlag. Vincere scis, Hannibal, victoria uti nescis. Westerwelle machte als Außenminister nicht gerade eine gute Figur und scheiterte auf dem diplomatischen Parkett. Dann kam das große Steuergeschenk an die Hoteliers - als Dankeschön für eine Millionen-Parteispende des Hotel-Unternehmers Möwenpick, und wie die versprochenen Steuersenkungen finanziert werden sollten, steht auch noch in den Sternen.
Es gibt also über die FDP und ihren Vorsitzenden nicht viel Gutes zu berichten. Zwar ist man in der Fraktion sehr stolz darauf, daß Schonvermögen für Hartz-IV-Empfänger von 250 Euro pro Lebensjahr auf 750 Euro pro Lebensjahr erhöht zu haben, aber das wird ohnehin nur einem Prozent (in Zahlen: 1%) der Betroffenen etwas nützen und ist insofern nur als pseudosoziales Feigenblatt zu betrachten - ein Gesetz ohne Nutzen.

Grund Nummer zwei: Die Partei des Herrn Westerwelle muß im Mai eine Wahl gewinnen, und zwar die Landtagswahl in Nordrhein-Westfahlen, und die Umfrageergebnisse sehen zur Zeit für die FDP alles andere als rosig aus.

Aber Herr Westerwelle ist nicht auf den Kopf gefallen. Er weiß, wie man Stimmen fängt - und zwar mit gnadenlosem Populismus.
Das führt uns zurück ins Alte Rom, denn Herr Westerwelle hat nicht ohne Grund die Dekadenz der sogenannten Unterschicht angeprangert.
Man nennt dies, mit Stammtischparolen Wählerstimmen sammeln. Ein Meister dieser Kunst ist der hessische Roland Koch. Aber so schlecht hat sich Herr Westerwelle auch nicht geschlagen, wenngleich ein paar Anzüge in der B-Note fällig sind. Daß er die Alten Römer bemüht hat, ist doch ein wenig zu sehr Strebertypennote.
Sicher muß der Vize-Kanzler für diese Bemerkung viel Kritik einstecken - auch von der Kanzlerin. Aber das gehört zum Spiel.
Wenn Politiker populistische Phrasen dreschen, geht es nicht um die Presse, andere Politiker oder gar um Experten, Betroffene und Interessenverbände. Die melden sich zwar zu Wort, aber sie sind nicht die Adressaten.

Die Adressaten sind vielmehr jene, deren Stimmen man in der Öfffentlichkeit nicht vernimmt. Zum einen ist es die gut-bürgerliche und neoliberal gesinnte FDP-Klientel, für die von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen und Bezieher von niedrigen Löhnen und schlecht bezahlten Arbeiten ohnehin nicht zur "Bürgergesellschaft" gehören und die damit auch keine Teilhabe daran verdient haben. Dann sind es Angehörigen der Mittelschicht, die am meisten zu verlieren haben in einer Gesellschaft, die immer mehr in zwei Hälften - die ganz Armen und die ganz Reichen - auseinanderbriht und die befürchten müssen, auf der Strecke zu bleiben. Es sind die Spießbürger aller Art, diemit Vorliebe auf die herabblicken, die ihrer Meinung nach gesellschaftlich unter ihnen stehen und die sich so gern in markigen Stammtisch-Sprüchen ergehen. Und schließlich sind es all jene Wenig- und Geringverdiener, damit so die Armen aufgehtzt werden gegen die noch Ärmeren.
Mit anderen Worten: Herr Westerwelle greift ganz bewußt gesellschaftliche Ressentiments und Vorurteile auf und macht sie sich zu Nutze. Er spielt mit der Stigmatisierung, die Hartz-IV-Empfänger in diesem Land erfahren und vewendet sie, um damit auf Stimmenfang zu gehen. Er vergreift sich an den Schwächsten der Gesellschaft, um seine Position wieder zu festigen und um seiner Partei den Sieg bei der Landtagswahl in NRW zu sichern.
So formuliert klingt das schäbig, widerlich, abstoßend. Das ist ein verabscheuungswürdiges Verhalten, und jemand mit gesundem Menschenverstand kann sich nur schwer vorstellen, daß jemand, der bewußt und willentlich derartiges tut, noch ruhig schlafen oder sich zufrieden im Spiegel betrachten kann.
Nur vergißt man bei dieser Beurteilung eines: Herr Westerwelle ist ein Politiker. Folglich heiligt für ihn der Zweck die Mittel. Er muß an seine Wähler, an seine Klientel, denken und für die Politik machen, denn sonst wird er nicht mehr gewählt, und leider Gottes wählen Hartz-IV-Empfänger weder die FDP, wenn sie überhaupt noch wählen, und sie sind bedauerlicherweise auch nicht in der Lage, dieser Partei eine Millionenspende zukommen zu lassen. Wie alle anderen Politiker handelt Guido Westerwelle also nach bestem Wissen und Gewissen, und in unserer Gesellschaft des moralischen Anything-Goes ist Ethik ohnehin Ansichtssache.

Damit wären wir wieder bei den alten Römern.
Vielleicht noch einmal ein paar Worte darüber, warum das mächtige Imperium Romanum zuerst zerfiel und dann zugrunde ging. Der Grund war keinesfalls, daß die Armen des Landes, die Skalven, die Landarbeiter, die Tagelöhner und die Bettler in Saus und Braus lebten. Vielmehr wurde das Reich zerstört von der Dekadenz seiner politischen Kaste, die am Ende nur noch nach der Macht um der Macht willen strebte und nur auf den eigenen Vorteil und den ihrer Günstlinge und Gefolgsleute aus war.
Sic transit gloria mundi.

Ein Blick in die Geschichte lohnt sich doch immer wieder.

Montag, 15. Februar 2010

Dresden und seine Nazis

Für dieses Jahr ist der Spuk erst einmal vorbei. In Dresden wurde des Bombemangriffs durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg und der Opfer, die dieser forderte, gedacht, und einer Menschenkette von zehntausend "aufrechten Demokraten" gelang es, einen "Aufmarsch" der Neo-Nazis zu verhindern.

So weit. So gut.

Oder etwa doch nicht?

Ich persönlich sehe das leider nicht so unproblematisch und bin vielmehr der Ansicht, daß wir alle - als Menschen und als Gesellschaft - umdenken sollten in der Art und Weise, wie wir mit dem "Phänomen" Neo-Nazismus umgehen.

Beginnen wir bei den Anfängen? Woher kommt der Neo-Nazismus?
Die Anfänge dieser Strömung reichen sicherlich bis in das Jahr 1945 zurück. Die NPD wurde im Jahre 1964 gegründet. Die DVU existiert seit dem Jahr 1971.
Aber als Phänomen der Jugendkultur ist der Neo-Nazismus erst seit Anfang der 1990er Jahre in Erscheinung getreten.
Das war die Wende-Zeit.
Zeiten politischer Umbrüche führen immer wieder dazu, daß sich die Kontinentalplatten einer Gesellschaft verschieben und die Abgründe derselben zum Vorschein kommen. Das ist der eine Faktor.
Der zweite Faktor war die Presse. In den Nachwendewirren begannen viele Jugendliche Ostdeutschlands zu randalieren, um ihre Wut, Enttäuschung und Trauer auszudrücken. Sie hatten immerhin eine Welt - ihre Welt - zerfallen sehen, und viele standen nun vor dem Nichts der Ungewissheit.
Einige sogenannte investigative Journalisten, auf der Suche nach der Story, traten nun an diese Jugendlichen mit der Frage heran: "Seid Ihr Neo-Nazis?" Sie konnten nicht ahnen, was sie damit bei diesen Jugendlichen auslösten. Denn diese hatten nun etwas, was ihnen fehlte - einen Sinn für ihre Zerstörungen. Als nächstes brannten die Ausländerwohnheime und der Neo-Nazismus in den "Neuen Bundesländern" trat seinen Siegeszug an.

Seitdem versucht unsere Gesellschaft nun vergeblich, dieser Ströumg Herr zu werden. Es gab einige nur als halb.....ig zu bezeichnende Versuche des BNDs, die NPD zu verbieten. Es wurden Aussteigerprogramme geschaltet. Überall begannen die "Demokraten" zusammenzurotten. Zum rechten Extremismus gesellte sich der linke Extremismus in Gestalt der Antifa.
Das Ende vom Lied ist nur eine weitere Eskalation der Gewalt. Und Gewalt ist hier passiv und aktiv zu verstehen.
Nicht nur der übt Gewalt aus, der aktiv gegen einen anderen vorgeht und ihn beispielsweise verletzt. Auch der übt Gewalt aus, der passiv gegen einen anderen wirkt.

Wo ist nun das Problem?
Das Problem sind wir. Wie immer.
Ja.
Der Neo-Nazismus ist nur ein Symptom unseres Problems.

Werfen wir einen Blick auf die "aufrechten Demokraten", die sich immer dann zusammenrotten, wenn irgendwo eine Nazi-Demonstration angekündigt ist.
Wofür sie einstehen, wissen sie selbst nicht. Sie wissen nur eines: Sie sind gegen die Nazis. Und damit meinen sie, auf der richtigen Seite zu stehen. Das ist gut fürs Ego und fürs Selbstbild. Aber der gesellschaftliche Nutzen ist doch eher gering zu bewerten.
Und was ist mit den Damen und Herren der Antifa? Die haben letztlich auch keine anderen Ambitionen aus die Demokraten. Aber gerade sie sollten sich mitunter ernsthafte Gedanken machen. Schon rein auf sprachlicher Ebene. In dem Wort "Antifaschismus" steckt auch der Faschismus, was man den Methoden der Antifa auch deutlich anmerkt.

(Anmerkung: Ich habe miterlebt, wie die antifaschistische Hochschulgruppe meiner alten Universität einen altgedienten Professor, der von seinen Studenten und Kollegen respektiert und geliebt wurde und der zu DDR-Zeiten ein aktiver Bürgerrechtler war, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Hörsaal "gemobbt" hatte, nur weil eines seiner Essays in einer Zeitschrift erschienen war, die zuvor den Artikel eines Holocaust-Leugners abgedruckt hatte. Das Essay des Professors, der Philosophie lehrte, hatte damit nicht das Geringste zu tun. Aber darum ging es den Anti-Faschisten nicht. Sie wollten ihn weg haben und scheuten da vor keinen Mitteln zurück. Sie verteilten diffamierende Flugschriften, spühten Sprüche gegen den Professor an das Philosophische Institut und wollten sogar die Studenden - ich selbst habe das erdulden müssen - mit allen Mitteln daran hindern, ihre Lehrveranstaltungen zu besuchen. Der Erfolg war, daß der alte Mann sehr krank wurde und seinen Dienst quittieren mußte. Das Philosophische Institut hatte einen wertvollen Honorar-Professor verloren.)

Da nämlich verbirgt sich auch des Pudels Kern.
Was ist das Wesen des Neo-Nazismus? Ressentiments gegen das Fremde.
Nun, wir alle haben Ressentiments gegen das Fremde, Andersartige. Selbst den "aufrechten Demokraten" geht es so. Und sei es, daß sie Ressentiments gegen Neo-Nazis haben.
Es fängt im Kleinen an. Der Atheist hat Ressentiments gegen den Gläubigen. Der Sektenbeauftragte hat Ressentiments gegen den Scientologen. Reiche haben Ressentiments gegen Arme. Arme haben Ressentiments gegen die, die noch ärmer sind. Wir alle haben Ressentiments gegen Menschen, die anders denken, anders handeln und anders aussehen als wir. Da verbirgt sich ein kleiner Neo-Nazi in uns allen.
Das ist erst einmal kein Drama, solange wir, was das betrifft, ehrlich zu uns selbst sind. Wenn wir uns unsere Vorurteile und Ressentiments eingestehen, können wir lernen, damit umzugehen und sie langfristig zu überwinden. Nur so können wir offen und voller Akzeptanz mit anderen Menschen umgehen und ihnen entgegentreten. Nur so können wir beginnen, die anderen anzunehmen, wie sie sind, ohne sie zu bewerten bzw. abzuwerten. (Es ist eine Neigung des Menschen, das, was anders ist, erst einmal anzuwerten.)

Aber ich befürchte, davon sind wir noch weit, weit entfernt.

Wenn wir den Neo-Nazi in uns selbst verleugnen, dann passiert genau das, was heute geschieht. Dann rotten wir uns zusammen, nennen uns "Demokraten" und Anti-Faschisten und sind einfach mal - in Ermangelung anderer Ideen - gegen Nazis.
Gleichzeitig, und das ist wohl wenigen bewußt, verstoßen so die "Demokraten" gegen die Prinzipien der Demokratie, zu denen Meinungsfreiheit, Freiheit der Rede und Glaubens- und Gewissensfreiheit zählen. Aber offenbar ist unsere Gesellschaft heute bereit, diese Freiheiten nur den Einstellungen zu geben, die sie für gut und richtig hält.
Meiner Ansicht nach aber zeigt sich die Stärke einer Demokratie gerade in der Art und Weise, wie es ihr gelingt, souverän - also ohne Ressentiments - mit anderen Einstellungen umzugehen.

Es bringt also nichts, weiter "gegen Nazis" zu sein. Was man bekämpft, macht man stark.
Gerade diese Ausgrenzung, die der Neo-Nazismus immer wieder erfährt, trägt dazu bei, seine Attraktivität gerade bei Jugendlichen, die sich in dieser Gesellschaft nicht zu Hause fühlen können oder wollen, zu erhöhen.

Offenheit sollte also der Weg sein - zuerst sich selbst, und dann den anderen gegenüber. Indem wir lernen, zu unseren eigenen Schattenseiten als Menschen zu stehen, wird es uns auch gelingen, die Schattenseiten unserer Gesellschaft zu akzeptieren und diese - als Gewinn für alle - kreativ zu integrieren.

Allerdings wird dies in absehbarer Zeit nicht geschehen, weil Zeitgeist und Weltbild unserer Gesellschaft zu stark von den Demokraten und Antifaschisten geprägt und bestimmt werden, also von jenen, die Toleranz und Akzeptanz nur Meinungen und Einstellungen gegenüber gelten lassen, die ihren gleichen, und die auf diese Weise die Grundwerte der demokratischen Gesellschaft mißachten.
Und was Dresden betrifft, so wird dort im Jahr 2011 das Spiel von vorn beginnen.
Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben.

Sonntag, 7. Februar 2010

Mehr als ein Wort

Ich möchte eine Geschichte erzählen, die ich sehr liebe. Es ist keine Geschichte aus meinem eigenen Leben, sondern aus dem Leben meines Großvaters Bruno Silber, und sie hat mich durch mein ganzes Leben begleitet.
Dies ist die Geschichte, die davon berichtet, warum mein Großvater Katholik war.

Mein Großvater stammte aus Sömmerda. Er wurde 1922 geboren, und in der damaligen Zeit war diese thüringer Kleinstadt weitestgehend evangelisch. Allerdings gab es eine kleine Katholische Gemeinde.
Die Familie meines Großvaters gehörte der evangelischen Kirche an, aber sein Vater, der als Polier arbeitete, hatte eine Frau aus dem Breisgau geheiratet. Er hatte sie kennengelernt, als er, wie es damals noch bei Handwerkern üblich war, auf der Walz, der Wanderung, gewesen war.
Mutter Eva, wie die Frau später, in ihrem hohen Alter respektvoll genannt wurde, war katholisch, aber das junge Paar entschied sich, seine Kinder evangelisch taufen zu lassen. Schließlich war man in einer evangelisch dominierten Gegend. Allerdings gab Mutter Eva ihren Glauben nicht auf. Sie schloß sich der kleinen katholischen Gemeinde von Sömmerda an und besuchte dort regelmäßig die Messe.

Das erste Kind, es war ein Mädchen, kam zur Welt und empfing, wie seine Eltern es beschlossen hatten, das Sakrament der Taufe aus der Hand des evangelischen Pastors.
Aber das waren andere Zeiten, die Kindersterblichkeit war groß. Das Mädchen infizierte sich mit der Diphterie, und es gab keine Hoffnung, daß es überleben würde.
Dann kam die Nacht, in der das Ende des kleinen Kindes absehbar war. Den jungen Eltern war es unerträglich, ihre Tochter ohne geistlichen Beistand sterben zu lassen, und so machte sich der Vater meines Großvaters auf den Weg, um den Pastor herbeizuholen, damit er sein Kind segnen sollte.
Doch der Pastor hatte keine Zeit. Er hatte eine andere Verabredung zu erfüllen und lehnte es ab, die Sterbende zu besuchen.
Unverrichteter Dinge kehrte der Vater meines Großvaters nach zurück zu seiner Frau. Die beiden beratschlagten, was zu tun sei, und kamen überein, den katholischen Pfarrer zu bitten, ihrer Tochter in den letzten Stunden beizustehen.
Der Vater meines Großvaters machte sich auf den Weg, und der katholische Pfarrer war sofort bereit, mit ihm zu gehen. Er spendete dem Kind die Sterbesakramente und blieb bei der Familie, bis der Tod das Mädchen ereilt hatte.

Da faßte der Vater meines Großvaters einen Entschluß. Er sagte zu seiner Frau: "Wenn die evangelische Kirche unsere sterbenden Kinder nicht haben will, dann braucht sie auch unsere lebenden Kinder nicht."
So geschah es, daß ihre weiteren fünf Kinder, unter ihnen mein Großvater, katholisch getauft wurden, und deshalb war mein Großvater Katholik.

Als Kind war ihm, denke ich, sein Glaube sehr wichtig. Er besuchte eine katholische Volksschule, war Mitgleid der Katholischen Jugend (bis diese verboten wurde), und war sogar Messdiener, wovon er viele Geschichten zu erzählen wußte. Und er kannte seine Bibel besser als so mancher.

Aber dann kam der 2. Weltkrieg. Mein Großvater wurde eingezogen und mußte als Funker an die Ostfront. Dort sah er seine besten Freunde fallen und wurde selbst, kaum 22 Jahre alt, schwer verwundet - diese Kriegsverletzung hatte ihn für das Leben gezeichnet.
Und nach all dem Schrecken wandte er sich ab von Gott, weil er nicht begreifen konnte, wie dieser, der doch allmächtig sei, so etwas zulassen konnte. "Ohne seinen Willen fällt kein Vogel vom Himmel", so hat er es immer gesagt. "Wie konnte er es dann zulassen, daß so viele junge Männer so elend verrecken mußten?"
Ich denke mir aber im Stillen, so sehr hadert nur jemand mit Gott, dessen Glauben wirklich stark, tief und allumfassend war.

Samstag, 6. Februar 2010

Eine Frage der Abweichung

Wir Menschen haben viele Bedürfnisse. Zuerst kommen unsere körperlichen Bedürfnisse nach Schlaf, Nahrung, Sexualität und Geborgenheit. Sind diese erfüllt, streben wir danach, unseren Bedürfnissen nach Sicherheit und Ordnung nachzukommen. An dritter Stelle stehen unsere sozialen Bedürfnisse nach Freundschaft, Liebe, Kommunikation und Intimität. Diesen folgt das Bedürfnis nach Anerkennung, Lob, Wohlstand, Einfluß und so weiter.
Sind all diese Bedürfnisse gestillt, ist es noch immer und an oberster Stelle das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, das uns weitertreibt.
Diese Bedürfnishierarchie wurde von Abraham Maslow (1908 - 1970) entwickelt und in den Vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vorgestellt.
Und wenngleich dieses Modell auch nicht unumstritten ist, so wird doch eines daraus deutlich: Ehe sich der Mensch den höheren Dingen zuwenden kann, braucht er Anerkennung.

Anerkennung erfahren wir durch Lob, Komplimente und nicht zuletzt durch Zustimmung. Deswegen erfahren wir es auch als Ablehnung, wenn andere unsere Einstellung nicht teilen.
Es kann also mitunter eine Frage des Selbstwertschutzes sein, wenn man versucht, andere Einstellungen, Meinungen oder Weltanschauungen zu bekämpfen.
In der Regel verbirgt sich dahinter eine gewisse Unsicherheit bezüglich der eigenenen Einstellungen. Um es deutlicher zu sagen: Wer sich seiner selbst und seiner Überzeugungen sicher ist, der kann mit anders gelagerten Überzeugungen und Meinungen gut und kreativ umgehen. Der kann andere akzeptieren, ohne darin eine Gefährdung seiner Persönlichkeit zu sehen.
Der Mensch, der dazu nicht in der Lage ist, braucht die Bestätigung seiner Einstellung, um sich als Persönlichkeit wahrzunehmen, um seinen Selbstwert zu schützen. Wird er mit einer anderen Einstllung konfrontiert, sieht er darin eine Gefährdung seiner selbst und seiner eigenen Einstellung. Es entsteht in ihm das, was Sozialpsychologen Kognitive Dissonanz nennen. Dies ist ein unangenehmes Gefühl, das es abzustellen gilt. Dazu gibt es mehrere Strategien. Die einfachste ist es, den Träger der anderen Meinung abzuwerten und als minderwertig zu betrachten, so daß seine Einstellung für einen selbst keine Rolle mehr spielt. Das ist mit dem geringsten Aufwand verbunden.

Und noch ein anderes Konzept der Sozialpsychologie möchte ich hier zur Sprache bringen: die Ambiguitätstoleranz (entwickelt von Adorno). Das Maß der Ambiguitätstoleranz gibt an, wie sehr ein Mensch in der Lage ist oder eben nicht in der Lage ist, mit Viel- bzw. Mehrdeutigkeit umzugehen. Das hat auch etwas mit der Vielfalt von Meinungen zu tun. Jemand mit einer hohen Ambiguitätstoleranz hat kein Problem damit, wenn andere Menschen andere Einstellungen haben und ihr Leben auf andere Weise führen. Menschen mit einem niedrigen Wert in dieser Eigenschaft hingegen sehen in jeder Form der Abweichung ihren Einstellungen, Meinungen und Lebensführungen gegenüber eine Gefährdung.
(Adorno hat dies anhand der sogenannten A-Skala gemessen.)

Zeit für ein Fazit:
Wir Menschen sehnen uns nach Anerkennung, und wir erfahren diese Anerkennung auch dadurch, daß wir unsere Meinungen, Einstellungen und Weltanschauungen in anderen Menschen wiederfinden. Das vermittelt uns ein Gefühl der Vertrautheit.
Leider ist es aber nun einmal eine Tatsache, daß wir alle irgendwie doch unterschiedliche Köpfe sind. Wollte man alle Menschen brechen, die in dem einen oder anderen Punkt mit einem selbst nicht überein stimmen, stünde man bald allein da, und das kann es doch auch nicht sein.
Wir müssen uns einfach klar machen, daß die Einstellungen anderer keinen Einfluß auf uns haben. Wir sind wir, und die anderen sind nicht wir. Was wir denken, tun oder glauben, hängt einzig und allein von uns selbst ab, und andere haben da über selbst nur so viel Macht und Einfluß, wie wir ihnen zugestehen.
Das ist dann nämlich auch die Lösung.
Obendrein kann es auch sehr interessant sein, sich mit andersdenkenden Menschen auseinanderzusetzen, denn schließlich ist es nicht nur so, daß Freiheit auch die "Freiheit der Andersdenkenden" (Rosa Luxemburg) ist, Fortschritt und Weiterentwicklung kann es nur durch den Widerstreit geben.